Innovationswerkstatt weitet den Blick nach vorn

(c) Feulner, kda Bayern

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Hannover / Nürnberg, 13. Juni 2016 

Auf der Innovationswerkstatt des Evangelischen Verband Kirche Wirtschaft Arbeitswelt (KWA) am 10. Und 11. Juni 2016 in Nürnberg haben Vertreter aus Kirche, Gesellschaft und Wissenschaft vor 80 Besuchern die gemeinsame Verantwortung für die zukünftige Gestaltung sozialer Sicherung diskutiert.

Dr. Ralph Charbonnier, EKD, warnte vor einer Entsolidarisierung der Generationen, die sich auch bei Fragen der sozialen Sicherheit zeige. Die Unvereinbarkeit der deutschen Sicherungssysteme mit heutigen, oft perforierten Lebensverläufen berge eine große gesellschaftliche Sprengkraft und zeige die Dringlichkeit dieses Themas. Gleichzeitig sei aber eine Kluft zwischen Mitgestaltungwillen und tatsächlicher Mitwirkung allgemein und bei Jüngeren insbesondere wahrzunehmen.

Günter Wallraff blickte anschließend auf seine Erfahrungen im Zusammenleben mit Obdachlosen zurück, bei der er ganz unterschiedliche Gründe und  Formen sozialen Absturzes wie auch einer gemeinschaftlichen Absicherung kennen lernte „Ich habe erlebt, dass Bettler abends miteinander ihre Taschen geleert und geteilt haben, das hat mich als christlich geprägter Mensch an das Abendmahl erinnert.“ Sein individueller Zugang ist dann auch sein Rezept, wie Absicherung angegangen werden kann: Durch mehr Mitmenschlichkeit und Einfühlsamkeit in die unterschiedlichen Lebensgeschichten könnten gesellschaftlich Ausgegrenzte am besten begleitet, unterstützt sowie deren individuellen Qualitäten gefördert werden. Wallraff wies auf die zunehmende Zahl von Obdachlosen insbesondere auch bei Frauen und Kindern hin, die Zeichen von Politikversagen  bzw. nicht ausreichender politischer Gestaltung sei.

Dass das Thema sozialer Sicherheit nicht nur in sozialen Notsituationen oder vornehmlich der zweiten Lebenshälfte aktuell wird, zeigte auch die Podiumsdiskussion von Jugendvertretern aus Politk und Kirche. „Wir sind uns bewusst, dass sich die Diskussion um soziale Sicherungssysteme nicht von der restlichen Gesellschaftspolitik trennen lässt“, so Ingo Schäfer vom DGB. Welches Ziel soziale Sicherung erfüllen sollte, war umstritten. Norman Blevins von der Jungen Union plädierte nicht für Existenzsicherung, sondern Risikoabsicherung. Eine gesellschaftliche Teilhabe zu sichern ist hingegen der Anspruch für Yasemin Yilmaz von den bayrischen Jusos. Dr. Insa Schöningh von der evangelischen arbeitsgemeinschaft familie  (eaf) stellte ein mögliches generationenausgleichendes Fondsmodell vor.

Welche Aufgabe hat dabei die Kirche? Einmischen als sozial engagierte Kirche, findet Günter Wallraff. Für Ralph Charbonnier zeigt dich dieses bereits durch stetig zunehmende und vielfältige Gemeindeaktivitäten, im öffentlichen Raum zu wirken. „Von Ihrer Fähigkeit zum Perspektivwechsel aber kann die Evangelische Kirche in allen Bereichen noch lernen.“

Kontakt:

Dr. Axel Braßler, Geschäftsführer
Evangelischer Verband Kirche Wirtschaft Arbeitswelt (KWA)
Tel.: 0511 47 38 77–11, a.brassler@kwa-ekd.de

Annelies Bruhne, Referentin für Öffentlichkeitsarbeit und Fundraising
Evangelischer Verband Kirche Wirtschaft Arbeitswelt (KWA)
Tel.: 0511 47 38 77–14, a.bruhne@kwa-ekd.de

Norbert Feulner, Sozualsekretär / Öffentlickeitsarbeit kda Bayern
Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt der Evang.-Luth. Kirche in Bayern
Tel: 0911  43 100-220, feulner@kda-bayern.de

www.kwa-ekd.de/ Innovationswerkstatt2016