WORTMELDUNG OKTOBER: 7. Oktober – Tag der menschenwürdigen Arbeit

Im Jahr 2008 hat der internationale Gewerkschaftsbund (IGB) den 07. Oktober zum Tag der menschenwürdigen Arbeit erklärt. Weltweit engagieren sich an diesem Tag Menschen für die Abschaffung von Kinderarbeit, das Recht auf Schutz am Arbeitsplatz, die Gleichberechtigung von Frauen, faire Löhne und menschenwürdige Arbeitsbedingungen.

Der IGB-Bericht 2025 zeigt eine globale Krisentendenz: In drei von fünf Regionen verschlechterten sich die Bewertungen; Europa und Amerika haben die schlechtesten Resultate seit 2014; nur sieben von 151 Ländern erhalten die Bestnote. Verstöße gegen Rechte wie Zugang zur Justiz, Meinungs- und Versammlungsfreiheit sowie das Recht auf Tarifverhandlungen nehmen zu.

Deutschland auf Platz 12 im Rechteindex

Auch in Deutschland ist der Tag der menschenwürdigen Arbeit bedeutsam. Trotz wirtschaftlicher Stärke bleiben Niedriglohn, Prekarisierung und zunehmende Teilzeitarbeit zentrale Herausforderungen für Arbeitnehmerrechte und Teilhabe.

Dieser Tag soll Denkimpulse setzen: Er hinterfragt, ob Leistungsfähigkeit wirklich gerecht entlohnt wird, ob sichere Arbeitsbedingungen gewährleistet sind und ob Menschen unabhängig von Herkunft, Alter oder Geschlecht gleiche Chancen und Teilhabe erhalten. Er erinnert daran, dass wirtschaftlicher Erfolg und soziale Gerechtigkeit kein Widerspruch, sondern ein gemeinsames Ziel sein können und müssen. Dies gilt ganz besonders mit Blick auf die Entwicklungen von Hochtechnologie sowie Problemstellungen wie den demografischen Verschiebungen, dem Fachkräftemangel und regionalen Unterschieden in Bezug auf Wirtschaftskraft.

Der Internationale Tag der menschenwürdigen Arbeit bietet eine Plattform für konkrete Forderungen: Mitbestimmung im Betrieb, faire Bezahlung realer Kaufkraft, sichere Arbeitsbedingungen, transparente Karrierewege und verlässliche Perspektiven unabhängig von Branche oder Region. Veränderungen beginnen oft klein – Tarifverhandlungen, Ausbildungsangebote oder solidarische Unterstützung für prekär Beschäftigte. Wir alle können beitragen, indem wir verantwortungsvoll konsumieren, Unternehmen und Politik zur Rechenschaft ziehen und Räume für Debatten schaffen, in denen Ungerechtigkeit sichtbar wird.

Dieser Tag fordert uns als Gesellschaft und Christ*innen heraus, nicht zu akzeptieren, dass Würde am Arbeitsplatz eine Frage des Zufalls bleibt. Er lädt dazu ein, konkrete Schritte zu gehen: gerechte Löhne, sichere Arbeitsplätze, Bildungschancen, bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sowie regionale Strukturpolitik, die auch außerhalb der Ballungsräume Chancen  ermöglicht.

Wenn wir uns engagieren, investieren wir in eine Wirtschaft, die Werte wie Respekt, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit ernst nimmt. So wird menschenwürdige Arbeit nicht zur Floskel, sondern zur Realität – für alle.

„Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Matthäus 25,40)

Ein Beitrag von Beate Schulte, Referentin für den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt in der Evangelisch-lutherischen Kirche in Oldenburg Beate.Schulte@kirche-oldenburg.de