Rückblick: Harburg feierte Erdedank

Faszinierend, fragil und schützenswert. Wer bei dem diesjährigen Erntedankgottesdienst in der St. Johanniskirche  in Hamburg-Harburg und dem anschließenden Kirchencafé dabei war, ging mit vielen Eindrücken und Anregungen zum Thema Boden nach Hause – auch was den eigenen Beitrag zur Bodengesundheit angeht.

Nur rund 30 cm tief ist die Bodenschicht, die mit ihren Nährstoffen und Bodenlebewesen die Grundlage – im wahrsten Sinne des Wortes- für das Gedeihen von Pflanzen und unser aller Leben ist. Ein guter Grund beim diesjährigen ökumenischen Erntedankgottesdienst mit der Ev.-Luth. Kirchengemeinde Harburg-Mitte und der katholischen Pfarrei St. Maximilian Kolbe den „Boden“ in den Mittelpunkt zu stellen. ERDE-Dank hieß deshalb folgerichtig der Gottesdienst, bei dem Dr. Jan Menkhaus, Agrarwissenschaftler und KDA-Referent für das Thema Landwirtschaft, und Dr. Anke Boisch, langjährige Leiterin des Biogas- und Kompostwerkes Bützberg der Hamburger Stadtreinigung, einen Einblick in ihren reichen Erfahrungsschatz zum Thema Boden und unseren Umgang damit gaben.

Es steht um den Boden nicht gut

„Die Bodenfruchtbarkeit, also die Fähigkeit des Bodens, gute und sichere Erträge zu produzieren, stagniert oder nimmt ab. Wir versiegeln, wir bebauen, täglich verschwindet Boden im Umfang von mehreren Fußballflächen, für unsere Zwecke, auch durch Kriege. Und durch unsere billig orientierte Ernährungswirtschaft wurde und wird der Boden bis heute oftmals nur auf einen Produktionsfaktor reduziert“, so Dr. Menkhaus in seiner Ansprache, in der er betonte, dass zur Bewahrung der Schöpfung, auch die Bewahrung des Bodens gehört. Ein Stichwort, an das Pastorin Corinna Peters-Leimbach in ihrem Beitrag zur Erde, die dem Menschen anvertraut ist, gut anknüpfen konnte.

Die Bodenkundlerin und Biologin Dr. Anke Boisch erklärte den Gottesdienstbesucherinnen und -besuchern anschaulich, welchen immensen Beitrag nicht nur die Bodenorganismen leisten, sondern auch welchen Beitrag der Mensch zu diesem Kreislauf aus Wachstum und Vergänglichkeit beitragen kann. So werden in dem Hamburger Biogas- und Kompostwerk mittlerweile jährlich rd. 90.000 Tonnen Bioabfall verwertet. Der daraus entstehende Kompost verbessert den Boden und hat Großabnehmer in der Landwirtschaft, sowie in der Blumenerdeindustrie und im Garten- und Landschaftsbau. Zugleich räumte sie mit einem Mythos auf: Auch vermeintlich kompostierbare Bioplastiktüten oder Kaffeepads gehören nicht in den Bioabfall. Sie zerfallen, bleiben aber als Mikroplastik mit großem Schadenspotential der Welt erhalten.

Gute Gespräche im Kirchencafe mit Sandkuchen

Wer wollte, konnte sich die Produktionsweise des Kompostierwerkes von Dr. Boisch bei Kaffee und Sandkuchen (!) noch genauer erklären lassen oder mit Dr. Jan Menkhaus ins Gespräch kommen. Dafür „wanderte“ auch der 25 Kilo-Sack Komposterde, den Hobbygärtnerinnen und -gärtner in Hamburg als Angebot der Stadtreinigung kennen, vom Altarraum in den Gemeindesaal. Da konnte ausprobiert werden, wie Kompost aussieht, sich anfühlt oder riecht. Auch eine Probe konnte man mitnehmen. Zugleich keimte eine Idee: Wie wäre es, nach der erfolgten Erweiterung des Werkes in Tangstedt dort einmal einen Betriebsbesuch durchzuführen und noch mehr zu erfahren? Das Thema „Boden“ fasziniert auch in Zukunft und stieß auf große Resonanz.

Ein Beitrag von Heike Riemann, KDA Nordkirche, heike.riemann@kda.nordkirche.de