Mit Tradition in die Zukunft“ lautete das Motto der diesjährigen Tagung von Handwerk und Kirche vom 4.- 6.11.2022. Bereits der Tagungsort, das Technologiezentrum in Stade, spiegelte dieses Motto wieder. Gut 30 Vertreterinnen und Vertreter aus Handwerk und Kirche trafen sich im Technologiezentrum, eines der drei Aus- und Fortbildungszentren der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Hier wird täglich die Verbindung zwischen Tradition und Zukunft gelebt.

Als diesjähriger Gastgeber der Tagung eröffnete Matthias Steffen, stellvertretender Hauptgeschäftsführer und Geschäftsbereichsleiter des Technologiezentrums, die Tagung mit der Wertschätzung für die wichtige Verbindung zwischen Handwerk und Kirche.

Dr. Kilian Bizer, Professor für Wirtschaftspolitik und Mittelstandsforschung der Universität Göttingen, sorgte gleich zu Beginn seines Impulsvortrags „Innovationen im Handwerk – Erfahrungswissen, Innovationsmodi und Folgerungen für die Innovationspolitik“ für Aufmerksamkeit und eine lockere Atmosphäre. Wer hätte gedacht, dass die vertrauten Protagonisten aus Asterix & Obelix als lebendige Beispiele für Innovation, Marketing und die Übersättigung des Marktes herhalten können.

In aller Lockerheit machte Prof. Bizer in seinem Vortrag deutlich, dass die komplexen Aufgaben der Zukunft, wie beispielsweise die der Klimakrise, Innovationen brauchen. Innovationen können auf unterschiedlichen Wegen entstehen. Das Handwerk kann hier einen besonderen Innovationszugang beisteuern.  „Doing-Using-Interacting“ könnte vereinfacht mit „Versuch und Irrtum“ im alltäglichen Tun bezeichnet werden. Wesentlich, so Bizer, ist hier der Unterschied zwischen praktischem Tun und strategischen, theoretischen Ansätzen aus Wissenschaft und Industrie.  Wo jedoch in regionalen Netzen zwischen Wissenschaft, Handwerk, Industrie und Zivilgesellschaft gedacht und diskutiert wird, erhöht sich die Aussicht auf Innovation und Zusammenarbeit zur Lösung von aktuellen Problemen.

In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass das Handwerk, wenn es um Bewilligung von Fördersummen für Innovationen geht, der Industrie gegenüber im Nachteil ist. Oft sei noch nicht auf allen relevanten Ebenen angekommen, dass das Handwerk zentral dazu gehöre und die Förderstruktur des Bundes grundlegend überdacht werden muss, um dieses Potential zu nutzen.

Das Symbol der Helix-Struktur versinnbildlicht die gewünschte wachsende Verbundenheit von Forschung und Praxis. Beide gehen eigene Wege, begegnen sich immer wieder an bestimmten Punkten und am Ende steht hoffentlich eine gewinnbringende Synthese in Sachen „Innovationen auf die Straße bringen“.
Unter diesem Link können Sie den Vortrag „Innovationen im Handwerk“ von Prof. Dr. Kilian Bizer einsehen und herunterladen.
Auf den Spuren der alten Hansestadt.  Die Hansestadt Stade ist eng verbunden mit ihrer Geschichte, das zeigt sich in der wunderschönen Altstadt als auch in ihrem frühbarocken Rathaus. Beim Empfang mit einem Grußwort des Bürgermeisters Sönke Hartlef wurden die Teilnehmenden eingeladen, sich ins Gästebuch der Stadt einzutragen. Was für eine Ehre.

Gut zu wissen: Der prunkvolle Königsmarcksaal, der Festsaal, ist der größte Saal im Rathaus und diente uns hier als wunderbare Kulisse für dieses Gruppenbild zur Erinnerung an diesen besonderen Besuch.

Die Tagung Handwerk und Kirche ist Teil des bundesweiten Verbandes Kirche Wirtschaft Arbeitswelt (KWA), so dass es am zweiten Tag der Tagung bei der Delegiertenversammlung der Arbeitsgemeinschaft Handwerk und Kirche formal wurde. Dazu gehört neben dem Vorstandsbericht von Dieter Vierlbeck (Vorsitzender der AHK) der Erfahrungsaustausch der Delegierten aus den jeweiligen Landeskirchen. Der kollegiale Beratungsprozess rund um weitere gemeinsame Projekte auf EKD-Ebene zeigte, wie wichtig die Tagung als zentrale Plattform für Vernetzung und Erfahrungsaustausch ist.

Die Arbeitsgemeinschaft Handwerk und Kirche wählte an diesem Wochenende auch einen neuen Vorstand. Wir gratulieren Dieter Vierlbeck zur Wiederwahl zum Vorsitzenden und Landesbischof Friedrich Selter zum neuen Theologischen Vorsitzenden. Weitere Vorstandsmitglieder sind Heidi Kluth, Kerstin Albers-Joram, Peter Grohme, Meike Lotze-Franke, Erich Schuh, Thomas Queck und Walter Heußlein.

„Dem Handwerk auf der Spur“ hieß es im Rahmen der weiteren Programmpunkte der Tagung. Ob beim Fachaustausch mit Britta Fastenau zum Thema „Handwerk zwischen Chancen und Herausforderungen – Integration und Perspektiven für Geflüchtete“ oder beim Besuch der Orgelakademie in der Kirche St. Cosmae mit kleinem Orgelkonzert – das Handwerk lebt Werte und Tradition, gestaltet den Wandel und schafft Fundamente für eine tragfähige Zukunft angesichts steigender Herausforderungen.

„Wo das Feuer zu Hause ist“

142 Jahre Handwerkswissen direkt an der Elbe, hinterm Deich in der Nähe von Stade.

Das Klinkerwerk Rusch blickt auf eine 142jährige alte Tradition und ist immer noch im Betrieb, frisch von der Gewerbeaufsicht genehmigt, wie Matthias Rusch auf der Betriebsbesichtigung erzählte. Die Begegnung mit dem Inhaber Herrn Rusch sei für sie Highlight der Tagung Handwerk und Kirche, erklärte Gudrun Nolte (KWA-Vorsitzende). Voller Engagement und wirklicher Liebe zu seinem Beruf, seinem Werkzeug und dem Material habe er Einblick in ein sehr altes Handwerk gegeben und für besondere Momente gesorgt.

Der Ton kommt direkt aus der Elbe oder manchmal aus der Oder. Es ist kein vollautomatisierter Betrieb, schon gar nicht digitalisiert. An der Brennkammer hängt ein Zettel, wann das Material eingelagert wurde und wann es fertig ist. Auch hier wird über Innovation nachgedacht und umgesetzt. Statt mit Kohle beheizt Herr Rusch den Ofen mit Kirschkernen, eine großartige nachhaltige Idee! Es gibt nur einen Wermutstropfen, die Klinker nehmen nicht die bläuliche Farbe an, die sie mit einer Kohle-Brennung bekommen. Hier braucht es noch Ideen. Der Abend endete in dem betriebseigenen Restaurant mit einem zünftigen Abendessen. Ein großer Dank an Herrn Rusch für den lehrreichen Rundgang und diese spannenden Einblicke in einen so traditionsreichen Betrieb.

„Mit Tradition in die Zukunft“ – viele damit verbundene Aspekte sind im Rahmen der diesjährigen Tagung diskutiert worden. Mit Blick in die Gegenwart und in die Zukunft sind weitere neue Fragen aufgeworfen worden.
Die stets zentrale Frage, wo und wie Handwerk und Kirche stärker als bisher gemeinsam wirken können, gewinnbringende neue Projekte entwickeln und dabei für ein nachhaltiges Miteinander sorgen, ist dabei Dreh- und Angelpunkt.
Ob im Rahmen der dreitägigen Tagung oder an vielen einzelnen Stellen im Alltag, in der Kirche oder im Betrieb, das Miteinander von Handwerk und Kirche lebt von beherztem Tun und Begegnungen. #gerne mehr davon, auch auf der Tagung im nächsten Jahr.

Nach der Tagung ist vor der Tagung! 2023 wird die Tagung Handwerk und Kirche in Hamburg stattfinden. Interessierte Gäste aus allen Bereichen des Handwerks und auch aus der Kirche sind schon jetzt herzlich willkommen, sich den Termin für die nächste Tagung fest im Kalender zu notieren:

6.- 8. Oktober 2023 in Hamburg 

Organisiert wurde die diesjährige Tagung von der Arbeitsgemeinschaft Handwerk und Kirche in enger Zusammenarbeit mit der Handwerkskammer Braunschweig-Lüneburg-Stade. Einen besonders herzlichen Dank für die vertrauensvolle Zusammenarbeit im Vorfeld und bei der Durchführung.

 

Text: Kerstin Albers-Joram
Bilder: Peter Grohme

Kerstin Albers-Joram
Referentin
Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt
der Nordkirche
Dorothee-Sölle-Haus
Max-Brauer-Allee 16
22765 Hamburg
Tel. 040 / 30 6201-352
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