WM-Kommentar: Biete WM-Wurzel

Nachdem Deutschland und seit vorgestern Bierhoff nicht mehr dabei sind, ist der Rest der WM für jemanden, der nicht zuschauen möchte, wie ein „Blind date“. Will man nicht ganz Abschied nehmen von der WM, sucht man sich eine Mannschaft aus, deren Ergehen man im weiteren Turnierverlauf etwas intensiver verfolgt. Die Achtelfinale sind gespielt und bis auf Marokko sind Außenseiter nicht mehr dabei. Das, was die WM zum Beginn ausmacht, geht langsam verloren: Die Faszination einer bunt-pluralen WM, so wie es die Teams an sich auch sind: Ein buntes Team verschiedener Menschen, die ein Ziel verfolgen. Im weiten Vorfeld der WM sind Arbeitsmigranten zum Beispiel aus dem armen Nepal nach Katar gekommen, um dort etwas mehr als zu wenig Geld für ihre Familien zu verdienen. Manche sind gestorben. Arbeitsmigranten riskieren den Weg aus der Heimat in ein fremdes Land, um ihr Überleben abzusichern, und nicht wenigen ergeht es schlecht im fremden Land. Auch hier bei uns. Zum Beispiel bei der Erdbeerernte. Diese Menschen entwurzeln sich selbst von der Heimat und bleiben dann auf der Strecke. Das Bild erzählt davon. Jede Nationalmannschaft besteht im Grunde aus Arbeitsmigranten, die ganze WM besteht daraus. In jedem Team und im Herzen auch bei der WM geht es (trotz allem!) ums Zusammenspiel, um Integration und gemeinsame Wurzeln, um Wachsen und Früchte tragen. Heute und Morgen ist seit Beginn der WM die erste Spielpause. Zeit zum tiefen Luftholen, wie beim ganzen Advent: Gott holt tief Luft für die, die keine mehr haben, sozusagen für sein Team Menschheit. Mein „Blinddate“, das ich im weiteren WM-Nichtzuschauen verfolgen werde, ist vielleicht Marokko, aber eher doch die Franzosen. Auch wegen Kylian Mbappé, Sohn eines Kameruners und einer Algerierin. 

Pfr. Jochen Kunath KDA Baden 

Bild: Eduard Winklhofer, Ohne Titel, 2015, entnommen: www.bildimpulse.de 

WM 5 PDF

Pfr. Jochen Kunath KDA Baden. www.gottistarbeit.de