„Sack Zement, dieser Umweltschutz!“ – Betriebsbesuch im Mahlwerk Mainz
Endlich erlaubt uns die Pandemie wieder mit dem Bundesausschuss Arbeit+Technik bundesweit Betriebe zu besuchen. Heute sind wir zu Gast im Mahlwerk HeidelbergCement in Mainz. Die Mainzer nennen es traditionell „die Portland“. Das erinnert mich an den Nürnberger Slang: „die Quelle“ oder „auf AEG“. Hier sind wir also zu Besuch bei den Portländern im Mahlwerk in Mainz.
Das Werks-Gelände liegt direkt am Rhein, so dass Schiffe ihre Fracht anliefern und Schiffsladungen direkt am Werksufer gelöscht werden können. Alles ist riesig hier: Das große Freigelände, das Klinkersilo, die Kräne, die Greifschalen und natürlich die Mahltrommel. Als Mensch fühlt man sich beim Rundgang etwas klein und, klar, rauhe Arbeit – klare Vorschriften: Ohne Warnweste, Schutzbrille und Schutzhelm geht hier gar nichts. Wenn die Mahl-Anlage läuft muss man auch auf seine Ohren achten.
Mein Opa hat schon hier gearbeitet!
Das Zementwerk wurde 1864 gegründet und hat eine bewegte und traditionsreiche Werksgeschichte. Der größte Einschnitt erfolgte 2004. Teils aus wirtschaftlichen und konjunkturellen Gründen der sich wandelnden Baubranche, teils weil der abbauwürdige Kalkstein sich im Steinbruch dem Ende neigte, entschied sich die Unternehmensleitung für eine Teilstillegung des Steinbruchs und Rückbau des Klinkerwerks (einschließlich Brechergebäude, Schotterlager, Rohmühle, Trockentrommeln und Ofenanlagen). Das Mahlwerk entstand dann dort neu zwischen Bahn und Rhein sowie ein Betriebs- und Verwaltungsgebäude, eine Werkstatt und ein neues Klinkersilo mit 40.000 t Fassungsvermögen. Es sind 120 Kollegen*innen entlassen worden, geblieben sind 30.
Zukunftsorientierung 2030
Alle Betriebe sind von Fragen der Energieeffizienz und der Transformation betroffen. Manche Branchen mehr und manche weniger. Bekannt ist, dass 7% des weltweiten CO2 Ausstoßes der Zementherstellung, d.h. 850 Kilo CO2 pro Tonne Zement, geschuldet sind. Auch das Mainzer Mahlwerk bekommt die Klimaveränderungen zu spüren: Logistik-Probleme entstehen vor allem bei Niedrigwasser im Rhein.
Valentin Hamar, Betriebsleiter des Werkes sagt: „Wir sind führend bei der Dekarbonisierungs-Roadmap. Mit den ehrgeizigsten C02 Reduktionszielen der Branche und einer ständig wachsenden Zahl der CCUS-Projekten werden wir auch weiterhin eine Vorreiterrolle einnehmen. Damit macht Heidelberg Materials große Fortschritte bei der C02 Abscheidung, die für Zementunternehmen eine wesentliche Voraussetzung für das Erreichen von Net Zero ist. Zu den Strategien des Großunternehmens gehört auch die zukünftige Nutzbarmachung von CO2 mit Hilfe von Algen sowie die Vermarktung von reinem CO2 in Nordafrika, Europa und Kanada und die Digitalisierung und Visualisierung der Produktionsprozesse – auch in Mainz.
Beton = Kies + Zement + Wasser
Die Arbeit im Kalk-, Backstein- oder Zementwerk war traditionell hart und gefährlich, physisch und psychisch belastend. Das hat sich auch mit der zunehmenden Digitalisierung, den automatisierten Prozessabläufen und der zunehmenden Qualifizierung der beschäftigten nur graduell verändert.
Ein großer Verdienstorden für die Mitarbeitenden in Mainz: Unfallfrei seit Jahren! Der Zusammenhalt untereinander ist groß, es wird in kleinen gleichbleibenden Teams gearbeitet, man unterstützt sich gegenseitig und steht füreinander ein. Produktion, Reparaturen, Schiffe entladen, LKW Anfahrten: Wenn alles gleichzeitig bedient, bearbeitet, kontrolliert, überwacht und begleitet werden muss: Da wird’s schon mal eng.
Wir bedanken uns herzlich für die freundliche Aufnahme und die Gespräche bei der Betriebsleitung und den drei Kollegen des Betriebsrates!
Danke auch an Birgit Jochens, ehem. Betriebsratsvorsitzende, für die Organisation.
Beitragsfoto: HeidelbergCement
Nina Golf
Wissenschaftliche Referentin
kda – Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt
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