Das kennen Sie doch bestimmt auch, der Bäcker hat nur noch halbtags auf, beim Fleischer kann ich lediglich von Dienstag bis Samstag einkaufen und der Mittagstisch bei vielen Restaurants ist gestrichen. 

Industriebetriebe in der Region führen die 4-Tage- Woche ein und es gibt Veranstaltungen der Kammern oder der Kommunen mit dem Ziel, herauszufinden, wie die Jugendlichen denn in Zukunft arbeiten wollen. Alles in allem eine große Veränderung in der Arbeitswelt, die darauf hindeutet, dass ein schlichtes weiter so in Zukunft nicht mehr möglich ist. 

In den nicht schreibtischgebundenen Jobs (Lageristen, Krankenhäuser, Altenheime, Feuerwehr, Polizei und so weiter) steigen die Fälle von Überlastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Jeder Fehltag einer Arbeitnehmerin oder eines Arbeitnehmers kostet im Schnitt zwischen 250 Euro und 450 Euro. 

Die Schulen, die Kindergärten, die Einrichtungen für Menschen mit Handicaps suchen händeringend Fachkräfte, die im Bildungsbereich tätig werden wollen. Diese Liste lässt sich mühelos noch sehr weit fortführen. 

Überall fehlt es an Personal, es fehlt an attraktiven Arbeitszeitmodellen, die unterschiedliche Lebens-phasen der Menschen im Blick haben, und es fehlt an kreativen Lösungsideen, die als Modell dienen könnten. Darüber hinaus brauchen wir einen Paradigmenwechsel, der die Menschen in den Mittelpunkt der Arbeit stellt und die Rahmenbedingungen für Arbeitnehmende so gestaltet, dass zum Beispiel Kinder verlässlich während der Arbeitszeiten ihrer Eltern betreut und gefördert werden. Einen Paradigmenwechsel, der Fort- und Weiterbildung als Selbstverständlichkeit im Arbeitsleben darstellt (siehe Schweiz, Norwegen, Finnland oder Schweden) und der Möglichkeiten zur Teilhabe aller Mitarbeitenden an den Prozessen im Unternehmen, in den Verwaltungen, in der Pflege und im Handwerk schafft und wertschätzt. 

In der Organisationsentwicklung geht man davon aus, dass Partizipation der Beschäftigten ein vielversprechender Weg ist, um den komplexen Anforderungen in der Zukunft gerecht zu werden. Wenn wir als Gesellschaft es nicht schaffen, die Stellschrauben in der Arbeitswelt so zu verändern, dass wir die Herausforderung in Zukunft mit Hilfe der Intelligenz aller Beteiligten meistern, dann tun es die Nachbarländer und wir in der Bundesrepublik werden das Nachsehen haben. 

Viele Frauen und Männer in leitenden Positionen sind sich über die Aufgaben und die damit verbundenen Herausforderungen bewusst. Sie gestalten Kommunikation und Partizipation in Unternehmen und Kommunen neu, im Vertrauen darauf, dass es eine lohnende Herausforderung ist, die es zu meistern gilt. Unterstützen wir diese Führungskräfte, wo immer es möglich ist. Oder um es mit einer Zeile aus einem Kirchenlied zu sagen: „Vertraut den neuen Wegen…“. 

 Detlef Sauthoff
Referent für den Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt im Sprengel
Ostfriesland/Ems
detlef.sauthoff@evlka.de 

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