Mit einem persönlichen Einblick ins Handwerk vor Ort eröffnete Andreas Kuttenkeuler den Austausch. Andreas Kuttenkeuler, Leiter des Aufgabenbereiches Bezirke bei der Handwerkskammer Hamburg berichtete über die unsichere Zukunft des Handwerks aufgrund des Arbeitskräftemangels, der sich in den nächsten Jahren nochmal deutlich verschärfen wird. Wichtige – von der Politik geforderte – Vorhaben, wie beispielsweise der Ausbau erneuerbarer Energien, könnten ohne ausreichend Handwerker*innen nicht gestemmt werden.
Handwerksbetriebe kämpften laut Kuttenkeuler nicht nur damit, dass viele Stellen und Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben und sie aus diesem Grund oft als „Auffangbecken“ für den Arbeitsmarkt gesehen werden. Dazu kommt, dass größere Arbeitgeber in Hamburg Fachkräfte abwerben und damit für Unmut sorgen. Auch die Hamburger Politik bilde nicht die Bedürfnisse der Betriebe ab. So sorge beispielsweise die Ausweitung von Bewohnerparkzonen, für Unverständnis (mehr dazu siehe hier).
Gleichzeitig betonte er aber auch, dass viele Betriebe sich für die Zukunft neu aufstellen müssten, um ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu erhöhen. Dabei kamen Themen wie bessere Bezahlung, individuelle Arbeitszeiten und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sowie Weiterbildungsmöglichkeiten zur Sprache. Daneben sollten Betriebe außerdem einen stärkeren Fokus darauf legen, eine Willkommenskultur für Frauen zu schaffen, da diese weiterhin im Handwerk stark unterrepräsentiert sind.
Laut Kuttenkeuler ist das Verhältnis von Schulabsolvent*innen, die eine Ausbildung oder einen dualen Ausbildungsweg wählen, unausgeglichen zur Zahl derer, die ein Vollzeitstudium beginnen. Um dem entgegenzuwirken, sollten Ausbildungen attraktiver gemacht und die Anerkennung des Handwerks gefördert werden, sowohl von der Politik als auch von der Gesellschaft.
Mit seinem inspirierenden Impuls sorgte Andreas Kuttenkeuler für eine lebhafte Diskussion unter den Teilnehmenden. Es wurde deutlich, wie gut sich Handwerk und Kirche ergänzen. Im Austausch wurden auch bereits erste Ideen entwickelt, um den angesprochenen Problemen entgegenzuwirken. Zum einen ist es wichtig, bereits in der Schule handwerkliche Fächer in den Lehrplan aufzunehmen. So könnten Schüler*innen früh für das Handwerk begeistert werden und ihre eignen Interessen entdecken und stärken. Erprobte Formate wie die „Mädchenwirtschaft“ eine Berufe-Rallye – zur Berufsorientierung für Mädchen ist unverzichtbar, um auch die Zielgruppe der Mädchen und Frauen in Zukunft verstärkt für das Handwerk zu gewinnen.
Zum anderen gab es die Idee, dass das Handwerk auch stärker in Universitäten präsent sein sollte. Im Rahmen eines Beratungsbüros könnten Studierende, die mit ihrem Studium unzufrieden sind, bezüglich einer Ausbildung oder eines dualen Studiums beraten werden, da bisher der Wechsel vorwiegend in andere Studiengänge stattfindet. Vor allen Dingen in technischen Studiengängen lernen Studierende Fähigkeiten und die Anwendung von Programmen, wie beispielsweise CAD, die auch im Handwerk wichtig sind.
Wissenwertes über den Stammtisch.
Der digitale Stammtisch wird getragen vom KDA der Nordkirche, KDA des Referates Wirtschaft-Arbeit-Soziales der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck (EKKW), der Arbeitsgemeinschaft von „Handwerk und Kirche“ und Evangelischer Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt e. V.
Wir laden Sie herzlich ein, beim nächsten digitalen Stammtisch dabei zu sein:
Please save the date: 14. September 2023, 19 Uhr
Good to know: Der digitale Stammtisch von “Handwerk und Kirche” geht ins dritte Jahr. Inmitten der zurückliegenden Corona-Pandemie entstand die Idee eines niedrigschwelligen Austausches zwischen Handwerk und Kirche. Der Stammtisch digitaler Art war als Konzept geboren. Dieses bewusst niedrigschwellige Angebot erwies und erweist sich unverändert als „idealer Raum“, um Ideen und Erfahrungen auszutauschen, ganz unproblematisch über die Landesgrenzen hinweg.
Seit mehr als zwei Jahre bringt der digitale Stammtisch „Handwerk und Kirche“ auf unkomplizierte Art und Weise zusammen und schlägt eine Brücke, um Weise gemeinsame Werte, Themen und Herausforderungen beider Bereiche zu erkunden und zu diskutieren.
Wussten Sie bereits, dass es eine Publikation zur Zusammenarbeit von “Handwerk und Kirche” gibt?
Unter diesem Link erfahren Sie alles über die im letzten Jahr erschiene Arbeitshilfe für alle Interessierten aus Kirche und Handwerk.
Kerstin Albers-Joram
Referentin
Kirchlicher Dienst in der Arbeitswelt
der Nordkirche
Dorothee-Sölle-Haus
Max-Brauer-Allee 16
22765 Hamburg
Tel. 040 / 30 6201-352
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