Halbzeit-Andacht: Lehrt Not beten?

Halbzeit! Die Mittwochsandacht.

Die Hälfte ist geschafft! Mittwoch um zwölf Uhr ist der halbe Mittwoch vorbei, die Hälfte der klassischen Montag-bis-Freitag-Woche und auch die Hälfte der Woche, die nach christlichem Verständnis mit dem Sonntag beginnt, liegt hinter einem. Von manchen wird dieser Moment als „Hump-day“ oder „Bergfest“ bezeichnet.

Wer die Hälfte hinter sich hat, hat schon viel erlebt und geschafft – Schönes und Trauriges, Abenteuerliches und Langweiliges, Verwunderliches oder Begeisterndes. Wer die Hälfte noch vor sich hat, kann sich noch auf Vieles freuen und so Manches meistern.

Die „Halbzeit“ ist also ein guter Moment, um kurz innezuhalten und sich eine gedankliche Pause zu gönnen. Mit kurzen Texten und Bildern lädt der KDA-Bayern jeden Mittwoch zu einer kurzen Mittwochsandacht ein. Gönnen Sie sich diese kurze Halbzeit-Pause!

Diese Woche:

Lehrt Not beten?

„Not lehrt beten.“ So haben es die Alten oft gesagt. Für manche ist das ein Erweis, dass Menschen einen lieben Gott nur brauchen, wenn es ihnen schlecht geht. Sonst lassen sie ihn gerne einen lieben Gott sein.

In diesen Zeiten klingt dieser Satz noch etwas anders für mich, in Zeiten, in denen viele Menschen unter Dauerstress erscheinen, von einer Krise in die nächste stolpern, eine zehrender als die andere. Die Not unserer Zeit: Dauererschöpfung durch Dauerstress?

Lehrt Not da beten? Wenn ich mich umhöre und umschaue, beobachte ich eher anderes: „Not lehrt Bitterkeit.“ „Not lehrt Zynismus.“ „Not lehrt Zorn, blinde Wut, Hass.“ „Not lehrt Verzweiflung.“ „Not lehrt Neid.“ Das fällt mir auf.

Können Sie das nachvollziehen, wenn Sie sich umhören und umschauen, im Freundes- und Familienkreis, unter Kolleginnen und Kunden, in ihrem eigenen Herzen?

Es ist jedenfalls nicht selbstverständlich, dass Not beten lehrt. Wozu auch? Ich antworte mit einer Zeile aus einem Gebet:

Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, und mein Gebet kam zu dir. (Jona 2,8)

Was hier als frommer Spruch daherkommt, das ist eigentlich eingebettet in eine dramatische Situation. Es ist dem Gebet des Propheten Jona entnommen, als er drei Tage und drei Nächte im Leib eines Fisches zubrachte.

Wie kam er dahin? Nun, folgt man der Geschichte, dann muss man sagen: weil er seinen Job nicht gemacht hat. Denn Jona war von Gott, dem HERRN, beauftragt, der Stadt Ninive zu predigen, dass sie von ihren bösen Wegen umkehrten und dem HERRN neu vertrauten. Tja, und was macht Jona? Haut ab auf ein Schiff, um, wie es heißt, „dem HERRN aus den Augen zu kommen.“ (Jona 1,3). Als ob das möglich wäre. War es ja auch nicht. Denn nach den Tagen und Nächten im Fisch wurde er an Land gespien und war so weit wie am Anfang der Geschichte. Lektion gelernt. Jona geht und erledigt seinen Job. Die Stadt Ninive bekehrt sich nach seiner Bußpredigt.

Die Jona-Geschichte ist mit gutem Grund beliebt bei Kindergottesdiensten und Kinderbibeltagen. Eindrücklich ist der so oft gemalte im Fisch sitzende Prophet, eindrücklich sein Gebet, dessen Quintessenz in diesem Vers zum Ausdruck kommt: „Als meine Seele in mir verzagte, gedachte ich an den HERRN, und mein Gebet kam zu dir.“ (Jona 2,8)

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Ein Beitrag von Pfarrer Peter Lysy, Leiter kda Bayern

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