Wortmeldung November: Bürgergeld-Bingo

Thomas Wasilewski bezieht Bürgergeld. Nach 30 Jahren Arbeit ist der gelernte Groß- und Außenhandelskaufmann krank geworden und kann seitdem nicht mehr arbeiten. Er engagiert sich bei der Tafel und hat mit wenig Geld drei Kinder großgezogen. Thomas Wasilewski gibt armutsbetroffenen Menschen eine Stimme und setzt sich öffentlichkeitswirksam für ein höheres Bürgergeld ein. Er fordert einen Regelsatz von guten 800,- Euro. Wirtschaftsliberale Vertreter sind empört. Ein so hohes Bürgergeld verringert die Motivation zur Arbeitsaufnahme und benachteiligt die Leistungsträger unserer Gesellschaft, die mit ihren Steuern das System finanzieren. Sozialverbände und Kirchen sehen das anders. Ein auskömmliches Bürgergeld soll gesellschaftliche Teilhabe ermöglichen und verhindern, dass jemand in unserer Gesellschaft durch das soziale Netz fällt.

 

Zugegeben – die „richtige“ Höhe des Bürgergeldes zu bestimmen ist schwierig. Vielleicht ist es förderlich sich in die Lage eines Bürgergeld-Beziehers zu versetzen und einmal darüber nachzudenken, was man sich wohl selbst von 563,- Euro im Monat leisten würde. Wie ernähre ich mich beispielsweise von 6,50 Euro am Tag? Oder wie bleibe ich mobil, wenn die Kosten für den öffentliche Nahverkehr das monatliche Budget übersteigen?

Das Bürgergeld-Bingo bietet eine gute Gelegenheit, sich über solche Fragen Gedanken zu machen. Für zwölf Ausgabenbereiche kann jeder überlegen, wieviel Euro er selbst dafür im Monat ausgeben würde. Erst wenn jeder Euro so lange „umgedreht“ wurde bis sich genau 563,- Euro ergeben, heißt es „Bingo“. Das „Spiel“ wurde vom Kirchlichen Dienst in der Arbeitswelt der bayrischen Landeskirche in Zusammenarbeit mit der Diakonie, dem Armutsnetzwerk und dem Ev. Verband Kirche- Wirtschaft-Arbeitswelt e.V. entwickelt. Probieren Sie es aus. Sie erreichen es unter: https://buergergeld-bingo.de

 

Und zum Schluss: In der Sendung HART ABER FAIR hat Thomas Wasilewski einen bemerkenswerten Satz gesagt:

„Wenn man den Schwächsten in dieser Gesellschaft durch Sanktionen das letzte Hemd nehmen will, dann sollte man so fair sein und den Stärksten in dieser Gesellschaft das abverlangen, was die Gesellschaft braucht – nämlich höhere Steuern.“

Vielleicht hätte Jesus das ähnlich gesehen. Immerhin hat er die Reichen aufgefordert ihre Ressourcen mit denen zu teilen, die weniger haben. In der Geschichte von Zachäus (Lukas 19,1-10), dem reichen Zöllner, sehen wir ein Beispiel, wie Reichtum im Sinne Jesu verwendet werden kann. Zachäus entscheidet sich, die Hälfte seines Besitzes den Armen zu geben. 

 

Ein Beitrag von Dr. Axel Braßler,  Referent für Wirtschaft, Service Agentur Arbeit und Wirtschaftaxel.brassler@evlka.deGeschäftsführer KWA, a.brassler@kwa-ekd.de

Die Wortmeldung als PDF-Dokument können Sie hier herunterladen.