Pressemitteilung
Hannover, 15. November 2023
“Die Bude brennt wie nie zuvor”: Evangelischer Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt diskutiert wegweisende Modelle für die Zukunft der Altenpflege
Die stationäre Altenpflege gerät zunehmend unter Druck. Es gibt weder ausreichend Pflegeplätze noch genügend qualifiziertes Personal. Die Wartelisten werden immer länger und die Finanzierung immer unsicherer. “Die Bude brennt wie nie zuvor”, stellte Bodo de Vries, Geschäftsführer des Evangelischen Johannes-Werks, im Rahmen des Forums “Altenpflege mittendrin – ein Mehrwert für alle” fest. Es besteht ein dringender Bedarf an neuen und innovativen Konzepten für eine menschenwürdige Altenpflege. Aus diesem Grund diskutierte der Evangelische Verband Kirche Wirtschaft Arbeitswelt mit Pflegeexperten aus ganz Deutschland über unterschiedliche Ansätze in der Altenpflege.
Internationale Perspektiven: Das dänische Gesundheitssystem
Kirsten Bachmann aus Dänemark betonte die Notwendigkeit, die Pflege an den tatsächlichen Bedürfnissen der Menschen auszurichten. Ihr Modell setzt auf individuelle Bedürfnisbeurteilungen anstelle eines starren Pflegegrades. “Wir machen Pflege nah und da, wo die Menschen wohnen”, erklärte sie. Besonders innovativ sei ihr Programm “komm gut Heim”, das nach einem Krankenhausaufenthalt für einen reibungslosen Übergang in die häusliche Pflege sorgt.
Innovative Pflegekonzepte aus den Niederlanden: Buurtzorg
Gunnar Sander brachte das erfolgreiche Buurtzorg-Modell aus den Niederlanden nach Deutschland. Die Grundlage des Konzepts sei Menschlichkeit, betonte er. Buurtzorg setzt auf autonome, selbstorganisierte Teams, kooperative Zusammenarbeit und die Einbindung des formellen und informellen Netzwerks. “Die Selbständigkeit der Menschen soll erhalten bleiben”, so Sander.
Bürgergemeinschaft in Oberried: “Sorgende Gemeinschaft” in der Praxis
Lucia Eitenbichler präsentierte einen wegweisenden Ansatz für ländliche Kommunen. “Alte Menschen bleiben Teil der Dorfgemeinschaft”, betonte sie. Die Bürgergemeinschaft in Oberried setzt auf eine “Sorgende Gemeinschaft” mit bürgerschaftlichen Arbeitsgruppen seit 2019. Visionär ist das Konzept, Gastwirte für die Tagespflege kochen zu lassen und auf das Miteinander von Ehrenamtlichen, Angehörigen, Pflegemitarbeiterinnen und Alltagsassistenten in den Wohngemeinschaften zu setzen. Vertrauen sei dabei das wichtigste Gut.
Der lange Weg zur guten Pflege: Bodo de Vries und seine 8 Thesen
Bodo de Vries unterstrich die Bedeutung wissens- und datenbasierter Forschung mit einem soziologischen Blick auf gesellschaftliche Entwicklungen für die Weiterentwicklung und Steuerung der Pflege. Insbesondere forderte er, Trends wie die singularisierte Gesellschaft und die Verarmung im Alter zu berücksichtigen. Seine 8 Thesen verdeutlichen den langen Weg zur qualitativ hochwertigen Pflege.
Das Forum schloss mit dem Appell, dass eine Quartiersversorgung mit darauf ausgerichtetem Quartiersmanagement ein Rettungsanker sein kann, um einen Kollaps im Pflegesystem zu vermeiden. Die Veranstaltung hat gezeigt, dass die Pflegebranche vor großen Herausforderungen steht, aber auch dass es bereits innovative Ansätze gibt, die eine positive Veränderung bewirken können.
Zusätzlich können die Präsentationen der einzelnen Fachleute sowie eine Bildergalerie der Veranstaltung auf unserer Webseite https://www.kwa-ekd.de/blog/2023/11/forum-rueckblick/ gefunden werden. Dort erhalten Interessierte detaillierte Einblicke in die vorgestellten Konzepte und Impressionen des Forums.
Kontakt:
Gudrun Nolte, KWA-Vorsitzende, gudrun.nolte@mailbox.org
Angela Haubrich, Öffentlichkeitsarbeit, 0511 473877-15; a.haubrich@kwa-ekd.de