Alt werden ist nichts für Feiglinge

SCHWABTHAL. „Durchschnaufen! Selbstfürsorge in der Pflege“ war der Titel des afa-Frauenseminars Ende Januar 2024 im oberfränkischen Schwabthal. Claudia Teichert, afa-Landesvorstand und afa Coburg-Kronach, hat dieses Seminar initiiert, weil das Thema sozialpolitisch sehr aktuell ist und sich jede Frau, ob erwerbstätig oder bereits im „Ruhestand“, irgendwann damit beschäftigen muss.

Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in den nächsten Jahren voraussichtlich steigen. Ein akuter Personalmangel und steigende Kosten führen zu Verunsicherung, aber auch zu einer größeren Verantwortung für die häusliche Pflege von Familienangehörigen. Frauen, die in der Mitte ihres Lebens stehen, sind mit der Pflegebedürftigkeit der Eltern, des Ehemannes oder anderer Nahestehender konfrontiert. Dann heißt es: „Sorgt euch nicht! Aber wer dann?“ Vor dieser Frage stehen auch viele afa-Frauen.

Bereits Wochen vor Seminar-Beginn verkündete Pia Hiesl vom kda Coburg fröhlich:  „Der Kurs ist voll! Mit 25 Teilnehmerinnen der afa-Schweinfurt, afa-Coburg, afa-Schweinfurt, afa-Bayreuth.“

Die Teilnehmerinnen kamen mit großem Interesse und vielen Fragen:

„Was kommt auf mich zu als Pflegende?“,

„Wo werde ich gut beraten?“

Aber auch:

„Wie komme ich mit der Hilflosigkeit mit meiner eigenen Krankheit klar?“

„Wie kann ich meine Wut loswerden und besser für mich sorgen?“

Die Frauen freuten sich auf gemeinsame Gespräche, Anregungen und Entspannung.

Blick in die Nachbarländer

Pflegekonzepte aus Dänemark und den Niederlanden machen es bereits seit vielen Jahren vor, wie mit häusliche Pflege gelingen kann, damit Ältere und Pflegebedürftige so lange wie möglich in der vertrauten häuslichen Umgebung bleiben können. Basis ist die Wahrnehmung der Gesamtsituation des/r zu Pflegenden und der Verantwortungsteilung zwischen der Selbstständigkeit des Einzelnen, seiner Familie, Freund*innen, dem sozialen Umfeld, nachbarschaftlicher Hilfe und medizinischen Profis. Altenpflege wird hier mitten in den Stadtteilen und Dörfern so organisieren, dass sie Überlastungen einzelner vorbeugt.

Auch in Deutschland versuchen sich einzelne Gemeinden an neuen häuslichen Pflegemodellen, um die Gemeinschaft zu erhalten und Pflege am Wohnort zu ermöglichen.

In der Diskussion wurde immer wieder kritisiert, dass die Arbeit von pflegende Angehörigen viel zu gering anerkannt und honoriert wird.

Pflege = ein „Knochenjob“

Zum anderen stand die Fürsorge für die Pflegekräfte im Vordergrund. Genauer gesagt: die Selbstfürsorge! Denn häusliche Pflege ist anstrengend. Pflege ist ein „Knochenjob“. Das Gefühl, gestresst zu sein, überfordert oder auch körperlich überlastet zu sein kann sich einstellen. Und auch die für die Fürsorge für einen selbst bleibt oft keine Zeit.

Jede häusliche Pflegesituation ist anders und bevor man sich der Selbstfürsorge widmet, ist es sinnvoll darauf zu schauen, was den eigenen Stress auslöst. Was ist das Unangenehme, das Bedrohliche, das Überfordernde? Und was bringe ich mit, um damit umzugehen? Warnsignale wahrzunehmen und die eigenen körperlichen und psychischen Bedürfnisse zu erkennen, BEVOR sich eine Stress-Reaktion einstellt ist die Basis für alles weitere.

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Ein Beitrag von Nina Golf, kda Bayern