Halbzeit-Andacht: Jeder ist seines Glückes Schmied?

Die Hälfte ist geschafft! Mittwoch um zwölf Uhr ist der halbe Mittwoch vorbei, die Hälfte der klassischen Montag-bis-Freitag-Woche und auch die Hälfte der Woche, die nach christlichem Verständnis mit dem Sonntag beginnt, liegt hinter einem. Von manchen wird dieser Moment als „Hump-day“ oder „Bergfest“ bezeichnet.

Wer die Hälfte hinter sich hat, hat schon viel erlebt und geschafft – Schönes und Trauriges, Abenteuerliches und Langweiliges, Verwunderliches oder Begeisterndes. Wer die Hälfte noch vor sich hat, kann sich noch auf Vieles freuen und so Manches meistern.

Die „Halbzeit“ ist also ein guter Moment, um kurz innezuhalten und sich eine gedankliche Pause zu gönnen. Mit kurzen Texten und Bildern laden wir Sie jeden Mittwoch zu einer kurzen Mittwochsandacht ein. Gönnen Sie sich diese kurze Halbzeit-Pause!

Jeden Donnerstag versenden wir die Halbzeit-Andacht des KDA aus Bayern in unserem Newsletter, um auch am Donnerstag noch mal inne zu halten.

 

Jeder ist seines Glückes Schmied?

„Armes Deutschland – Stempeln oder abrackern?“ So heißt ein TV Format auf RTL II über Armut in Deutschland. Immer werden zwei Typen von Armen gegenübergestellt: die einen, die sich abrackern, um trotz widriger Umstände aus der Armut zu kommen; die anderen, die sich hingegen „aushalten lassen“, Bürgergeld oder Sozialhilfe beziehen oder sich mit Schnorren durchschlagen. Deutlich Sympathie wird ersteren entgegengebracht, während zweitere eher bloßgestellt werden.

Das Format stärkt ein altes Narrativ zu Armut, das mit dem Spruch „Jeder ist seines Glückes Schmied“ nur andeutungsweise benannt ist. Dieses Narrativ hat disziplinierenden Charakter. Fleiß, Wille und Verantwortung sollen geweckt werden, auch indem so genannter Müßiggang beschämt wird. Dieses Narrativ steht auch im Hintergrund der aktuell oft zu hörenden Argumentation, dass das Bürgergeld „zu hoch sei und sich daher arbeiten gehen nicht mehr lohnt.“ Dass das Bürgergeld vielen kaum zum Leben reicht, wird hingegen ausgeblendet. Wer das nicht glauben will, spiele einmal mit allem Ernst unser Bürgergeld-Bingo.

Wesentlich ist jedoch, wie dieses Narrativ unseren Blick auf Armut trübt. Armut wird individualisiert. Und damit werden Arme in ihrer Not allein gelassen. Sollen sie sich doch selbst helfen. Selber schuld.

Ganz anders wird im 140.Psalm von den Armen gesprochen. Da heißt es:

Ich weiß, dass der HERR des Elenden Sache führen und den Armen Recht schaffen wird. (Psalm 140,13)

Die Armen werden nicht allein gelassen. Ihnen wird Recht geschaffen. In der Welt der Bibel stehen die Armen und Elenden unter der besonderen Obhut Gottes. Warum ist das so?

weiterlesen…

Ein Beitrag von Pfarrer Peter Lysy, Leiter kda Bayern