Konfirmand meets Handwerker beim Konfi-Tag* Handwerk & Kirche

Im Gemeindehaus der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Hademarschen kommen fünf Handwerker und sechzehn Konfirmanden zusammen. Es ist ein besonderer Samstag im März – der “Konfi-Tag”, der ganz im Zeichen des Handwerks steht. Diese Veranstaltung, die gut fünf Stunden dauert, ist ein neues Format und die Vorfreude im Vorbereitungsteam ist spürbar. Die zentrale Frage des Tages lautet: Welche Verbindung besteht zwischen Handwerk und Kirche? Eine der Konfirmandinnen bringt es treffend auf den Punkt:

“Nun, Gott war ja auch Handwerker, er hat schließlich die ganze Welt erschaffen.” Ein Handwerker ergänzt: “Und Jesus war ein Zimmermann, also muss es eine enge Verbindung geben.”

Der Konfi-Tag hat zum Ziel, jungen Menschen ein tieferes Verständnis für das Handwerk und seine Bedeutung zu vermitteln. Gleichzeitig sollen die Handwerker die Möglichkeit erhalten, ihre Berufe vorzustellen und im Dialog inhaltliche Impulse für den Handwerkergottesdienst im April zu geben. Die Freude über den geplanten Themengottesdienst unter dem norddeutschen Motto “We mookt dat!” ist groß. Bischöfin Nora Steen (Sprengel Schleswig und Holstein) wird die Predigt halten und ein Gottesdienst mit Fokus auf Handwerk ist eine Premiere in dem Kirchenkreis.
Der Gottesdienst findet am Sonntag, den 28. April 2024 um 11 Uhr, im “Alten Tepker-Sägewerk” statt. (Link für mehr Informationen)

Die Idee für den Konfi-Tag entstand durch die Zusammenarbeit von Pastorin Diana Krückmann und dem KDA. Die Konfirmanden hatten bereits im letzten Jahr an der Aktion “5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt” teilgenommen. Neben der Erfahrung, unter fachmännischer Anleitung Brot selber zu backen, erhielten sie auch Einblicke in den Beruf des Bäckers. Die Aktion war sowohl in der Gemeinde als auch bei den Konfirmanden beliebt. An diesem Samstag sollen die jungen Menschen Kontakt zu anderen Handwerkern und ihren Berufsbildern bekommen: Holzgroßhändler Christian Tepker ist gekommen, der KFZ-Meister Thomas Deckner, Sanitärfachmann Jörg Dirks, Elektrotechnikexperte Klaus-Jürgen Glöye (aus Seefeld) sowie Bäckermeister Hendrik Niemöller. Sie alle sagten gleich zu, als Pastorin Krückmann Kooperationspartner für den Konfi-Tag suchte und sprichwörtlich an ihren Türen klopfte.

Im ersten zwei Stunden tauchten die jungen Menschen ein in die Geschichte einzelner Handwerksberufe. Einige werden bereits in der Bibel erwähnt und sind zum Teil über 10.000 Jahre alt: Maurer, Schmied, Bäcker, Steinmetz und Korbflechter. Zurück in die Gegenwart heißt es, als es um die Rolle des Handwerks in der Arbeitswelt geht: Handwerk – als wichtiger Arbeitgeber – zählt eine Million kleinerer und mittlerer Betriebe in Deutschland mit insgesamt 5,7 Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das sind gut 13 Prozent aller Erwerbstätigen und in den 130 Ausbildungsberufen, die es heute gibt, werden fast ein Drittel aller Auszubildenden ausgebildet, insgesamt rund 360.000 junge Menschen. Gemeinsam mit den Teamer:innen erfahren die  Konfis, welche vielseitigen Ausbildungsmöglichkeiten und Karrierewege es im Handwerk gibt.

„Hands on“ heißt es im zweiten Teil des Konfi-Tages.

In Kleingruppen lernen die Jugendlichen dann die Unterschiede zwischen einem E-Auto und einem mit Verbrenner-Motor kennen, erfuhren, dass Klempner nicht nur für verstopfte Toiletten zuständig sind, sondern beispielsweise auch viele Regenfallrohre machen und Jörg Dirks sogar am Gokeler Kirchendach mitgeholfen hat. Bäcker Niemöller brachte verschiedene Getreidesorten mit und erklärte die Anwendung und bei Klaus-Jürgen Glöye berichtete Hannes Glöye mit leuchtenden Augen, dass er zwar auch theoretische Inhalte gelernt hat, aber lieber wieder in die praktische Anwendung gegangen ist und sich nun unter anderem mit Smart Home Technologien beschäftigt. Bei Christian Tepker durften die Jugendlichen selbst ans Werkzeug und mit dem Sohn Alwin Tepker um die Wette Schrauben in ein Stück Holz rein- und wieder herausschrauben. Sein augenzwinkerndes Fazit: „Da waren die Mädchen heute deutlich geschickter als die Jungs, soviel zu Vorurteilen den Geschlechtern gegenüber!“

Am Ende blickten alle zufrieden auf den Tag zurück: „Wir haben tolle Einblicke in den Alltag der Handwerker bekommen und gesehen, wie vielfältig das ist. Vor allem konnten wir aber auch persönliche Fragen stellen.“ So lautete das Fazit der jungen Menschen. Die Handwerker konnten die Vielseitigkeit des Handwerks aufzeigen und für ihr Gewerk werben. Auch kritische Zwischentöne gab es in der Feedbackrunde seitens der anwesenden Handwerker. Auf die Frage, was wünscht sich Handwerk von Kirche, wird deutlich: Kirche gewinne durch einen stärkeren Realitätsbezug zur Arbeitswelt. Gemeinsame Veranstaltungen wie Konfi-Tage seien ein guter Baustein, um die Verbindung zwischen Handwerk und Kirche zu festigen und dem Handwerk mehr sichtbare Relevanz im Leben junger Menschen zu verleihen.

Für Pastorin Krückmann bleibt am Ende noch einiges an Arbeit übrig: „Ich muss nun für all das ein theologisches Bindeglied bauen, passende Bibelstellen für die Lesungen heraussuchen und der Bischöfin von diesem Tag berichten, damit sie die Erlebnisse als Grundlage für die Predigt nutzen kann.“

Gerne mehr davon!
Wir vom KDA freuen uns auf weitere Projekte rund um „Handwerk und Kirche“ mit Pastorin Krückmann und ihren Konfis. Und natürlich laden wir schon jetzt alle zum Handwerkergottesdienst in Hanerau Hademarschen ein.

Gott segne das ehrbare Handwerk.

(Text: Kerstin Albers-Joram/Susanne van der Bergh)