Frühling lässt sein blaues Band
Wieder flattern durch die Lüfte;
Süße, wohlbekannte Düfte
Streifen ahnungsvoll das Land.
Veilchen träumen schon,
Wollen balde kommen.
Horch, von fern ein leiser Harfenton!
Frühling, ja du bist’s!
Dich hab ich vernommen!
„Er ist’s“ ist nur ein Frühlingsgedicht, wie es vorher und vor allem nachher wohl tausende Male geschrieben wurde. Und trotzdem gelang es Eduard Mörike, wohl vor allem mit der Personifikation und der unglaublich schönen Metapher des „blauen Bandes“, für immer in die deutsche Lyrikgeschichte einzugehen. Mörike muss ein Träumer, vielleicht auch ein Zweifler gewesen sein: Nur so ist es zu erklären, wie man ein derartig göttliches Gedicht völlig ohne Gott auskommen lassen kann.
Sehr sympathisch.
Der Frühling kommt – das ist einfach so – weil sich unsere Erde immer gleichmäßig um die Sonne bewegt – unabhängig von dem, was wir da gerade auf dem Planeten veranstalten.
Schön, wenn es Dinge gibt, auf die man sich verlassen kann.
Auch in der Geschichte von Noah und seiner Arche wird der Lauf der Jahreszeiten als Zeichen gesehen, dass Gott uns Menschen treu bleibt – auch wenn wir noch so viel falsch machen.
Auf die Jahreszeiten ist Verlass. Noch!
Aber wir wissen nicht genau, wie sich der Klimawandel auf das Leben und die Arbeit von Frauen auswirkt. Oder doch?
Die Klimakrise hat ein Geschlecht, weil Frauen stärker von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Das hängt vor allem mit dem unterschiedlichen Zugang zu Geld und Land zusammen. Frauen engagieren sich an vorderster Front bei Fridays for Future. Bereits in den 1960er und -70er Jahren entstanden weltweit ökofeministische Bewegungen, die für „Umweltgerechtigkeit“ kämpften und kämpfen.
Der Begriff „Ökofeminismus“ entstand in den 1970er Jahren und verbindet feministische und ökologische Anliegen. Am besten passt hier das Bild eines Eisbergs: Unser Wirtschaftssystem berücksichtigt nur die Geldwirtschaft. Das ist aber nur die Spitze des Eisberges. Ohne ein darunterliegendes weitaus größeres Fundament, welches nicht zur Geldwirtschaft gehört, würde die Spitze des Eisbergs zusammenbrechen. Es handelt sich dabei um die „Unterwasser-Wirtschaft“. Sie umfasst einerseits die Natur, ohne die kein einziger Produktionsprozess möglich wäre, und anderseits die unbezahlte Fürsorgearbeit („Care-Arbeit“), die bis heute größtenteils von Frauen geleistet wird.
Im Kapitalismus greift die Geldwirtschaft immer auf die Ressourcen der „Unterwasser-Ökonomie“ zurück, macht sie aber gleichzeitig „unsichtbar“. Sie beutet Menschen aus, wie im Fall der unbezahlten Care-Arbeit, und sie zerstört, wie im Fall der Natur. Im Kapitalismus wird die Produktion – die Herstellung von Waren und Mehrwert – als etwas Wertvolleres angesehen als die Familienarbeit.
Vieles von dem, was wir wirtschaftliches Wachstum nennen, baut auf der lebenslangen Einübung von traditionellen Geschlechterrollen auf. Deshalb ist die Klimakrise auch so eng mit dem Patriarchat verknüpft.
Es wird keine zukunftsfähige Wirtschaft, kein gutes Leben für alle und keine globale Klimagerechtigkeit ohne feministische Forderungen geben. Wir brauchen eine Klimagerechtigkeit, die alle Diskriminierungsformen berücksichtigt und soziale Gerechtigkeit und Geschlechtergerechtigkeit in den Mittelpunkt stellt.
Nicht nachlassen im Kampf um Klimagerechtigkeit und Geschlechtergerechtigkeit!
Wir sind`s, auf die es ankommt!
Ein Beitrag von: Gudrun Nolte, Vorstandsvorsitzende des Verbandes „Kirche, Wirtschaft, Arbeitswelt“ (KWA)