Rückblick: Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt beim Kirchentag 2025

EKD-Gemeinschaftsstand

Der Evangelische Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt (KWA) war mit einem eigenen Stand auf dem EKD-Gemeinschaftsstand beim Kirchentag 2025 in Hannover präsent. An allen Tagen war der Stand ein lebendiger Ort der Begegnung. Zahlreiche Besucher*innen informierten sich über die Arbeit des Verbands – insbesondere zum Thema Arbeits- und Berufsseelsorge, mit dem wir am Stand präsent waren. In vielen Gesprächen wurde deutlich, wie wertvoll seelsorgerliche Begleitung im Kontext von Beruf und Arbeitswelt ist, gerade in Zeiten des Wandels und der Unsicherheit.

„Wer macht die Drecksarbeit?“ – Bühnenprogramm bringt migrantische Arbeitsrealität ans Licht

Am 2. Mai wurde in Halle 5 ein starkes Zeichen für soziale Gerechtigkeit gesetzt. Im Bühnen-Gespräch „Hinschauen: Wer macht die Drecksarbeit?“ diskutierten Renate Zäckel, Alexander Urea und Isabella Glott von der Beratungsstelle Faire Arbeit Baden-Württemberg mit dem Autor Sascha Lübbe über die Lebens- und Arbeitsbedingungen migrantischer Beschäftigter. In eindrucksvollen Beiträgen gaben sie Menschen ein Gesicht, die in systemrelevanten, aber oft unsichtbaren Branchen wie Reinigung, Pflege, Bau oder Landwirtschaft tätig sind – häufig unter ausbeuterischen Bedingungen. Das Gespräch machte deutlich: Diese Arbeit verdient Anerkennung, Schutz und faire Bedingungen.

Thementag „Faire Arbeit Baden-Württemberg“: Informieren, erleben, hinterfragen

Parallel dazu ermöglichte der ganztägige Thementag am EKD-Gemeinschaftsstand eine eindrückliche Auseinandersetzung mit prekärer Beschäftigung. An interaktiven Stationen konnten Besucher*innen die oft verborgene Realität in Branchen wie der Paketlogistik, häuslichen Pflege oder Landwirtschaft nachvollziehen. Mit persönlichen Geschichten, Filmsequenzen, Erfahrungszitaten und einem Arbeitsrechts-Glücksrad wurde Wissen vermittelt, Missstände aufgezeigt – und zur Diskussion angeregt. Beratungspersonen von Faire Arbeit Baden-Württemberg standen dabei für vertiefende Gespräche bereit. Das klare Signal des Tages: Hinschauen, anerkennen und aktiv gegen Ausbeutung handeln.

„Pulle und Stulle“

Zu einem zwanglosen Ausklang lud unser Format „Pulle und Stulle“ in die Geschäftsstelle des KWA ein. Auf der sonnigen Dachterrasse kamen Kolleginnen und Kollegen aus dem kirchlichen Umfeld zusammen. In entspannter Atmosphäre wurden Netzwerke gepflegt, alte Kontakte aufgefrischt, Vergangenes reflektiert – und neue Ideen besprochen.

Workshop „Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz“

Karl Teille hat für die Landeskirche Hannovers und unseren Verband mit Besuchern des Kirchentages über Chancen und Risiken der Künstlichen Intelligenz diskutiert. Künstliche Intelligenz ist inzwischen die Speerspitze der Digitalen Revolution und wird in den Medien breit diskutiert. Sie beeinflusst Unternehmen in Ihren wirtschaftlichen Entscheidungen und Privatpersonen in ihrem Alltag. Insbesondere die ethischen Fragestellungen zur KI und die Beantwortung aus Perspektive des Christentums wurde von allen Beteiligten faszinierend wahrgenommen.

Handwerksgottesdienst

Ein spiritueller Höhepunkt des Kirchentags war der Handwerksgottesdienst, verantwortet vom Arbeitsbereich Handwerk und Kirche im KWA, in der St. Clemens Basilika. Der Gottesdienst stand unter dem Motto „Wir können alles, was kommt“ und verband biblische Schöpfungsperspektiven mit den Herausforderungen der modernen Arbeitswelt. In der Predigt kamen Handwerkerinnen und Handwerker selbst zu Wort und sprachen über Nachhaltigkeit, Verantwortung und den Wert gemeinschaftlicher Arbeit. Die musikalische Gestaltung, die feierliche Prozession mit Fahnen sowie die liturgische Beteiligung von Handwerksvertreter*innen verliehen der Feier eine besondere Tiefe. Die Resonanz war überwältigend – für viele Teilnehmende ein Moment der Stärkung und Ermutigung.

Workshop: Ganz unten: „Prekäre Arbeit – Ausbeutung mit System“

Unter diesem Titel luden wir am Samstagnachmittag auf dem Kirchentag zu einem Workshop ein. Als Gesprächspartner war der Journalist und Buchautor Sascha Lübbe dabei, ebenso wie unsere Kollegin Renate Zäckel vom KDA Baden. Sie leitet die beim KDA angesiedelte Beratungsstelle „Faire Arbeit – Baden-Württemberg“. Gemeinsam mit Heike Riemann (KDA der Nordkirche) und Beate Schulte (KDA der Landeskirche Oldenburg) bot das Team den Teilnehmenden einen tiefgehenden Einblick in die prekären Arbeits- und Lebensbedingungen migrantischer Beschäftigter in verschiedenen Branchen – mitten in Deutschland.

Dabei blieb der Workshop jedoch nicht stehen.  Aus den vielen interessierten Nachfragen entstand ein Gespräch über die Möglichkeiten von Verbraucher*innen, Mitbürger*innen und Kirchengemeinden, sich aktiv für die Menschenwürde auch dieser Personengruppe einzusetzen.

Das Resümee der beiden Moderatorinnen Beate Schulte und Heike Riemann:
„Unser Ziel, Menschen für die Situation von EU-Bürger*innen als Saisonarbeitende, in der Pflege, auf dem Bau und in vielen weiteren Bereichen zu sensibilisieren, wurde erreicht. Wer dabei war, blickt ab jetzt anders auf diese Arbeit.“

Weiterführende Informationen, Hintergründe und Beispiele zum Thema „prekäre Arbeit von migrantischen Beschäftigten“ finden Sie unter: www.kwa-ekd.de/prekaere-arbeit


Zum Schluss noch ein persönlicher Blick auf den 1. Mai

Passend zum Kirchentag fand auch der 1.-Mai-Feiertag statt – und unsere Vorsitzende Gudrun Nolte war mittendrin. In ihrem Beitrag schildert sie, warum ihr Solidarität, Gerechtigkeit und der Schulterschluss von Kirche und Gewerkschaft besonders wichtig sind:

1. Mai – MACH DICH STARK MIT UNS

Wieder einmal ein 1. Mai, der mit dem Kirchentag zusammenfällt. Diesmal in Hannover – und ich freue mich sehr, dass die EKD-Ratsvorsitzende Bischöfin Kirsten Fehrs aus der Nordkirche mit zur 1.-Mai-Demonstration geht. Vorn in der ersten Reihe, neben Mehrdad Payandeh, dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Niedersachsen, Bremen und Sachsen-Anhalt, und Oberbürgermeister Belit Onay, trägt sie das Transparent.

Kirsten Fehrs ist der 1. Mai immer ein wichtiges Anliegen: Die Solidarität mit den Arbeitnehmer*innen und der Austausch mit den Gewerkschaften zu den drängenden Fragen dieser Zeit gehören für sie zum 1. Mai dazu.

Das diesjährige DGB-Motto „Mach dich stark mit uns“ und das Kirchentagsmotto „mutig – stark – beherzt“ passen richtig gut zusammen und sind eine echte Zeitansage an alle Menschen in unserer Gesellschaft.

Egal ob Kirchenmitglied oder Gewerkschaftsmitglied – gemeinsam sind wir stark und machen uns mutig und solidarisch auf den Weg: für faire Arbeitsbedingungen, einen starken Sozialstaat und gerechte Steuern.

Der Demonstrationszug führte durch den ehemaligen Arbeiterstadtteil Linden bis in die Innenstadt zum Gewerkschaftshaus. Wir waren fast 5.000 Menschen – mehr als in den Vorjahren – und die Stimmung war gut. Mich hat der Weg zurück in meine Kindheit und Jugend geführt. Ich bin in Linden aufgewachsen, habe auch als Studentin dort gelebt. Mein Vater hat mich schon früh zu den Maikundgebungen mitgenommen. Ich glaube, das hat mich stark gemacht, um mich auch heute noch für Solidarität und Gerechtigkeit einzusetzen.

Bleibt „mutig, stark und beherzt“ – Gudrun

 

 

 

Der Kirchentag 2025 hat gezeigt: Wo über Zukunft gesprochen wird, darf Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt nicht fehlen – manchmal unbequem, immer engagiert und mutig dialogbereit.

Kontakt: Angela Haubrich, Öffentlichkeitsarbeit im Ev. Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt, a.haubrich@kwa-ekd.de

 

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