Care-Arbeit umfasst alle Tätigkeiten, die zur Pflege und Fürsorge für sich selbst und andere notwendig sind – von Kinderbetreuung über Altenpflege bis hin zu Hausarbeit und emotionaler Unterstützung. Ohne Care-Arbeit würde unsere Gesellschaft schlichtweg nicht funktionieren. Doch wird sie oft unsichtbar gemacht: 74 % der unbezahlten Care-Arbeit in Deutschland leisten Frauen, während Männer im Schnitt 52 Minuten weniger pro Tag an Haus- und Familienarbeit übernehmen.
Im Gegensatz dazu wird Erwerbsarbeit entlohnt und gesellschaftlich höher wertgeschätzt. Die Folge: Menschen, die viel Care-Arbeit leisten, häufig Frauen, stehen finanziell schlechter da und müssen beruflich zurückstecken. 80 % der Mütter arbeiten in Teilzeit, oft nicht aus Wahlfreiheit, sondern weil sie für die Betreuung von Kindern oder pflegebedürftigen Angehörigen verantwortlich sind und dafür Zeit benötigen.
Weniger Erwerbsarbeitszeit schafft daher Raum für eine gerechtere Verteilung der Care-Arbeit zwischen den Geschlechtern. Denn wenn beide Partner weniger arbeiten, bleibt mehr Zeit für Haus- und Familienarbeit, und zwar ohne dass eine Person (meist die Frau) ihre beruflichen Chancen opfern muss. Eine Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit wie z. B. eine neue kurze Vollzeit von 30 oder 32 Stunden kann helfen, die Doppelbelastung durch Erwerbs- und Care-Arbeit gerechter zu verteilen.
Care-Arbeit ist nicht nur emotional anspruchsvoll, sondern die Grundlage für unser Zusammenleben. Sie verdient Anerkennung, Zeit und Unterstützung. Es ist an der Zeit, Arbeitszeitverkürzung als Chance zu sehen, Care-Arbeit sichtbar und fair zu gestalten – für alle.