Was bedeutet es, Zeit zu haben – wirklich Zeit? Teresa Bücker bringt in ihrem Buch „Alle_Zeit. Eine Frage von Macht und Freiheit“ den Begriff Zeitwohlstand ins Spiel: Die Idee, dass Zeit kein Luxus, sondern eine Ressource ist, die gerechter verteilt werden muss.
Zeitwohlstad als neue Leitwährung:
Aktuell ist Zeit in unserer Gesellschaft ungleich verteilt. Frauen verbringen täglich 1,5 Stunden mehr mit unbezahlter Care-Arbeit als Männer. 80 % der Mütter in Deutschland arbeiten Teilzeit, weil sie prozentual mehr Care-Arbeit übernehmen – nicht, weil sie mehr Freizeit haben. Diese ungleiche Verteilung von Zeit zeigt sich auch in anderen Bereichen: Menschen in höher bezahlten Berufen haben oft mehr Flexibilität und können sich eher freie Zeit erkaufen, während Geringverdienende oft in Schichtarbeit oder gar mehreren Jobs gefangen sind.
Wir müssen uns daher als Gesellschaft fragen: Wer darf über seine Zeit frei verfügen? Wer hat das Privileg, sich Pausen zu gönnen, und wer nicht? Zeit ist ein Gut, das nicht nur für Erholung, sondern auch für Selbstverwirklichung und politisches Engagement gebraucht wird. Mehr Zeitwohlstand bedeutet auch, dass Menschen Zeit für Dinge haben, die die Gesellschaft voranbringen: für politisches Engagement, für Ehrenämter oder für die eigene Weiterbildung. Aktuell bleibt das oft denen vorbehalten, die bereits über mehr Zeitsouveränität verfügen. Zeit für Weiterbildung oder ehrenamtliches Engagement zu haben, sollte aber kein Privileg sein.