Der KDA-Bundesausschuss „Arbeit und Technik“ beschäftigt sich seit einem Jahr mit den Auswirkungen der Digitalisierung auf Arbeitswelt und Ökonomie. Ende Februar haben wir die Firma Kuka Roboter GmbH in Augsburg besucht, eine der führenden Hersteller für Industrieroboter in Deutschland.
Schon das Gebäude der Firmenzentreale vermittelt den Eindruck, dass Kuka ein Unternehmen im Aufwind ist. Die Umsätze entwickeln sich gerade prächtig. Neben der Automobilindustrie drängt Kuka gerade in den medizinischen Sektor. Warum? „In den Industrienationen werden die Menschen immer älter, zugleich nimmt ihre Zahl gegenüber der jüngeren Generation zu. Wir suchen nach Lösungen, ältere Menschen in ihrer Mobilität zu unterstützen.“ Dabei plant Kuka keinen reinen „Pflegeroboter“, wie sie in Japan bereits üblich sind.
Wir begegneten hochengagierten Mitarbeitenden, die von der These überzeugt sind, dass in den nächsten Jahrzehnten das Zeitalter der Roboter beginnt und wir Menschen immer stärker mit dieser Technik zusammenwirken werden.
Kuka ist dabei nicht blauäugig, Probleme des Datenschutzes werden benannt und diskutiert, ebenso unterstützt die Firma die Bemühungen um eine „Robotic Governance“, mit dem Ziel ethische, juristische, arbeitsrechtliche und soziale Fragen der Robotik abzustecken.
Bei einem Rundgang durch die Hallen erläuterte uns der Betriebsratsvorsitzende Armin Kolb die Produktion und ging auch auf Fragen von Arbeitsbelastungen ein.
Momentan expandiert das Unternehmen von Jahr zu Jahr, es herrscht Aufbruchstimmung. Die Herausforderung besteht darin, immer neue Mitarbeitende zu integrieren. „Jedes Jahr ist hier komplett anders, das bedeutet großen Streß für die Mitarbeitenden“, so der Personalchef Dr. Frank Weinand.
Nachmittags haben wir als Ausschuss den Besuch intensiv diskutiert. Wir haben uns gefragt, wie sich die Arbeitsbelastungen und die Zufriedenheit der Mitarbeitenden entwickelt, wenn die Jahre des rasanten Wachstums eines Tages zu Ende gehen.
Wir haben aber auch festgestellt, dass die Entwicklung in Richtung Robotik unter uns selbst sehr unterschiedliche Reaktionen auslöst. Die eine kann sich überhaupt nicht vorstellen, sich eines Tages von einem Roboter pflegen zu lassen, der andere sagt dagegen: „Soll mich doch der Roboter waschen und umdrehen – wenn dafür das Pflegepersonal Zeit hat, sich mit mir in Ruhe zu unterhalten.“
In den nächsten Treffen des Bundesausschusses werden wir die Fragen weiterdiskutieren, die der Besuch bei Kuka in uns wachgerufen hat. Wir wollen uns als KDA auf der Schwelle zwischen Kirche und Arbeitswelt neben Fragen von Mitbestimmung, Arbeitsschutz und -bedingungen mit auch der sozialethische und theologische Reflexion der Entwicklungen beschäftigen, die sich mit dem Stichwort Digitalisierung verbinden. Zum einen, um Kriterien zu benennen, mit denen die Veränderungen bewertet werden können, und zum anderen auch die Frage zu beantworten, was aus christlicher Sicht diese Entwicklungen mit den Menschen machen. Was ist der Mensch (noch), wenn er immer stärker mit Technik verschmilzt?
Dominic Bösl, Corporate Innovation Manager bei Kuka, wies uns auf einen gerade erschienen Beitrag in der FAZ hin, der die Sitution in der Robotik gut beschreibt: „Streichel mich, sonst ersetz ich dich“
(Fotorechte bei Matthias Jung und Heike Miehe)