Seit Kriegsflüchtlinge vermehrt in Deutschland Schutz suchen und in der Ukraine Krieg herrscht, ist die Notwendigkeit Kriege zu beenden, Frieden zu schaffen und Gewalt zu überwinden wieder verstärkt in unser öffentliches Bewusstsein gerückt. Wie wir wissen, gibt es auf dem Weg zu einer Welt mit mehr Gerechtigkeit, in der alle Menschen in Würde leben können, unausweichlich viele Konflikte zu bewältigen. In unser globalisierten Welt tragen wir alle direkt oder indirekt zu Konflikten bei. So hängen viele Konflikte, die die Menschen im globalen Süden betreffen, auch mit unserer Politik und unserer Lebensweise zusammen. Um diese Konflikte nicht in Gewalt oder gar Kriege münden zu lassen, müssen deren Ursachen erkannt und mit zivilen Mitteln bearbeitet und überwunden werden. Die zivile Konfliktbearbeitung befasst sich dabei mit folgenden Fragen: Was ist zu tun, damit Konflikte gewaltfrei ausgetragen werden können? Und wie können Beziehungen auf Augenhöhe aufgebaut werden, damit Gewalt beendet und Lösungen für Konflikte gesucht werden können? In welchen Zusammenhang ist der Konflikt entstanden und wie kann man die Ursachen überwinden? Die Zivile Konfliktbearbeitung erarbeitet die Lösungen gemeinsam mit den Betroffenen und möchte mit ihren Methoden neue Gewalt verhindern. Brot für die Welt unterstützt Partnerorganisationen in vielen Teilen der Welt, die diesen auf Frieden setzenden Ansatz verfolgen und auf Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung und eine grundlegende Verbesserung der Lebensbedingungen und Perspektiven für die Betroffenen hinarbeiten – und damit einen wichtigen Beitrag zur Überwindung von Kriegen und Gewalt leisten.

 

Gewalt hat viele Ursachen

Syrien, Jemen, Afghanistan, Südsudan, Zentralafrikanische Republik, Demokratische Republik Kongo, Myanmar – die Liste der Länder, in denen gekämpft und getötet wird, ließe sich leicht fortsetzen. Die massivste Gewalt wird ohne Zweifel in Kriegen ausgeübt, doch es gibt viele andere Formen der Gewalt, die das Leben der Betroffenen zerstören und die globale Dimension von Konflikten verdeutlichen. Etwa wenn ein multinationaler Konzern mit Unterstützung der Regierung eine Bäuerin von ihrem Land vertreibt, um dort großflächig Soja für den Export anzubauen. Oder wenn Rassisten eine Anwältin bedrohen, weil sie sich für die Rechte ethnischer Minderheiten einsetzt. Oder wenn ein Bergbau-Unternehmen mit seinen Minen die Umwelt und damit die Lebensgrundlage einer indigenen Dorfgemeinschaft zerstört.

 

Der Anteil Deutschlands an gewalttätigen Konflikten

Derzeit wüten die meisten gewaltsamen Konflikte außerhalb Europas. Im Jahr 2017 gab es weltweit 36 Konflikte mit hoher Gewaltintensität, 20 davon hat das Heidelberger Institut für Internationale Konfliktforschung als Kriege eingestuft. Auch wenn diese Konflikte ferne Länder betreffen, haben politische Entscheidungen in Europa und Deutschland erheblichen Einfluss darauf. Unser Konsumverhalten, unsere Handels- und Wirtschaftsinteressen und die dazugehörige Politik können zu Landraub und Vertreibung führen. Damit verschärfen sie Konflikte und deren Ursachen. Die deutsche Rüstungs- und Sicherheitspolitik haben oft sogar gewaltfördernde Wirkung, weil Waffen in Konfliktregionen geliefert werden. Da Deutschland einer der größten Exporteure von Klein- und Leichtwaffen ist, sterben Menschen auch durch deutsche Waffen.

 

Konflikte müssen nicht zu Gewalt führen

Konflikte sind natürliche und notwendige Bestandteile des Zusammenlebens von Menschen. Oft sind sie Anlass für gesellschaftliche Veränderung. Es geht nicht darum, Konflikte zu unterdrücken, sondern einer gewaltsamen Eskalation vorzubeugen. Um Kriege zu beenden, müssen die Ursachen für Gewalt und Unfrieden überwunden werden. Dazu zählen die ungerechte Verteilung natürlicher Ressourcen, extreme Wohlstandsgefälle sowohl national als auch global, Unterdrückung gesellschaftlicher Minderheiten, Verletzung der Menschenrechte und die Zerstörung natürlicher Lebensgrundlagen.

Wo Konflikte entstehen, kann  zivile Konfliktbearbeitung dazu beitragen, dass die schwierigen Beziehungen der Konfliktparteien verbessert und gemeinsame Lösungen gefunden werden. So kann die Grundlage für ein friedliches Miteinander geschaffen werden. Doch das setzt langfristiges und an lokalen Bedingungen orientiertes Engagement voraus. Bei der Entwicklung von Konzepten zur Förderung friedlicher Konfliktaustragung ist es deshalb unersetzbar, die betroffene Bevölkerung intensiv zu beteiligen und mit ihnen gemeinsam die Prozesse zu einem gerechten und nachhaltigen Frieden zu gestalten.

 

 

Was Brot für die Welt tut

Wir setzen uns gemeinsam mit unseren zivilgesellschaftlichen Partnerorganisationen weltweit dafür ein, das Potentiale für ein friedliches Miteinander zu stärken und gewaltfreie Formen der Konfliktbearbeitung zu entwickeln. Dabei helfen uns unsere langjährige Erfahrung, innovative Maßnahmen und internationale Vernetzung. Während und nach Konflikten unterstützen wir die Menschen vor Ort in ihren Friedensbemühungen und beim Wiederaufbau des zerstörten Gemeinwesens. Auf der politischen Ebene weisen wir auf die oft konfliktfördernde Wirkung deutscher und internationaler Politik hin und setzen uns für die Beteiligung lokaler Friedensakteure sowie für abgestimmtes und konfliktsensibles Regierungshandeln ein. Außerdem fordern wir, den Export von Waffen stark einzuschränken und langfristig ganz einzustellen (s.a. https://info.brot-fuer-die-welt.de/blog/stopp-kleinwaffenexporten). Zudem muss die Politik Lizenzen zum Nachbau deutscher Waffen zurücknehmen, Maßnahmen zur Abrüstung verstärken und bereits produzierte Waffen verschrotten.

 

 

z.B. Projekt in der DR Kongo

Handwerk führt Kindersoldaten auf den rechten Weg zurück

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Was Sie tun können

Jeder kann dazu beitragen, dass Konflikte weltweit friedlicher ausgetragen werden und Menschen im Globalen Süden ein Leben in Sicherheit und mit Entwicklungsperspektiven haben. Schreiben Sie Briefe an Abgeordnete, unterstützen Sie Petitionen und nehmen Sie an Demonstrationen teil. So können Sie sich dafür stark machen, dass der Globale Norden sich künftig stärker für eine friedensfördernde Entwicklungszusammenarbeit einsetzt, statt Konflikte durch Waffenexporte und konfliktverschärfende Politik eskalieren zu lassen. Auch ein Wandel des eigenen Konsumverhaltens und eine Reduzierung des individuellen Energie- und Rohstoffverbrauchs können dazu beitragen, Konflikten um knapper werdende Ressourcen vorzubeugen. Sprechen Sie darüber auch mit Ihrer Familie, Ihren Freundinnen und Freunden sowie Kolleginnen und Kollegen. Denn je mehr Menschen sich für Frieden stark machen, desto größer ist die Chance, Konflikte in Zukunft häufiger friedlich zu lösen. Auch Spenden für Hilfsorganisationen, die sich vor Ort engagieren sind wichtig und Sie können auch bei Brot für die Welt mit einer Spende zur Verbesserung der Lebenschancen aller Menschen und an der Arbeit zur weltweiten Verwirklichung der Menschenrechte und einer Kultur des Friedens beitragen!

Material zum Downloaden unter https://www.brot-fuer-die-welt.de/themen/frieden/

Unser Leitbild für den Frieden

Was heißt friedenslogische Flüchtlingspolitik? In dieser Publikation wird unter anderem ein alternatives Szenario einer von „Friedenslogik“ geleiteten Flüchtlingspolitik entworfen.

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Weitere Materialien für Sie thematisch zusammengestellt:

Fachpublikationen zum Thema Frieden

 

Caroline Kruckow, Referentin für Frieden und Entwicklung bei Brot für die Welt