ROTHENBURG. Ob kulturell, religiös oder ökologisch und ökonomisch – Deutschland wandelt sich. In dieser Situation wünschen sich viele Menschen: mehr Glaubwürdigkeit. Wie die diakonischen Arbeitsfelder dem gerecht werden und ein glaubwürdiges, zeitgemäßes Profil entwickeln können, darum ging es am 1. und 2. Oktober beim 11. Forum Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt. Auf Einladung des kda Bayern diskutierten im Tagungszentrum Wildbad in Rothenburg Vertretende aus Politik, Gesellschaft und Diakonie zum Veranstaltungsmotto „glaubwürdige Diakonie in Zeiten des Wandels“.

Die Diakonie steht nicht außen vor in dieser Phase der Transformation, sondern mitten drin. „Gerade in diesen Zeiten des Wandels wünschen sich die Menschen auch von der Diakonie Glaubwürdigkeit“, mit diesen Worten führte Johannes Rehm, der Leiter des kda Bayern in die Tagung ein. Damit dies gelingt, müssten sich Kirche und Diakonie den großen Herausforderungen dieser Zeit stellen, diese Ansicht vertrat Diakoniepräsident Ulrich Lilie, der via Zoom zugeschaltet war. Beispielsweise im Angesicht des Klimawandels könne die Kirche eine wichtige Rolle einnehmen. „Kirche ist dazu prädestiniert, Nachhaltigkeit voranzubringen. Der Erhalt der Schöpfung ist unser Auftrag“, sagte Lilie. Etwa indem man Dienstkleidung nachhaltig beschafft oder biologische Landwirtschaft betreibt, könne man diesem Auftrag gerecht werden.

Wie sieht der diakonische Arbeitsbereich in zehn Jahren aus?

Wie sich der diakonische Arbeitsbereich in den kommenden zehn Jahren verändern wird beziehungsweise sollte, das erarbeiteten die Teilnehmenden am Nachmittag des ersten Veranstaltungstages in Workshops. Im Fokus standen die diakonischen Arbeitsbereiche Bildung, Dienste für Senioren, Dienste für Menschen mit Behinderung und Gesundheit. Folgende Empfehlungen und Thesen kamen dabei heraus:

  • Dienste für Senioren: In diesem Bereich werden digitale Plattformen eine größere Rolle spielen. Um der steigenden Nachfrage und den höheren Ansprüchen der alternden Gesellschaft gerecht zu werden, wird ein Ausbau und zugleich eine Akademisierung der Pflegeberufe stattfinden müssen. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass es zu personellen Engpässen in der Pflege kommen wird. Es ist absehbar, dass Dienstleistungen und Betreuungsmöglichkeiten wegfallen und sich – um das abzufangen – die Gesellschaft mehr einbringen muss.
  • Dienste für Menschen mit Behinderung: Einfache Tätigkeiten, die bislang Teil des Arbeitsmarktes für Menschen mit Behinderungen waren, entfallen. Beispielsweise Pförtnerberufe oder Hilfstätigkeiten in der Gastronomie werden wegrationalisiert oder von Maschinen ersetzt. Auch in der Produktion fallen Fertigungsschritte weg oder Bauteile werden komplett zusammengesetzt und kostengünstig aus dem Ausland geliefert. Parallel zu Schritten, die den Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung zukunftsfähig machen, müsse man hinterfragen, ob sowohl Gesellschaft als auch Wirtschaft bereit sind für Inklusion. Hier gibt es noch viel Aufklärungsbedarf.
  • Bildung: Hier liegt der Schwerpunkt in erster Linie darauf, kommenden Generationen die Sinnhaftigkeit einer diakonischen Tätigkeit zu vermitteln. Die Arbeit innerhalb einer Glaubensgemeinschaft stellt für die Schülerinnen und Schülern einen Mehrwert dar.
  • Gesundheit: Das Gesundheitswesen steht an einem Scheideweg. Mit der beginnenden Digitalisierung geht die Angst einher, dass sich das System weg vom Menschen entwickelt. Diakonische Einrichtungen in diesem Arbeitsbereich pflegen ihre Patientinnen und Patienten nach dem christlichen Leitbild. Dies sorgt oftmals für einen Vertrauensbonus.

 

Den ausführlichen Nachbericht mit einer Bildergalerie können Sie hier lesen und ansehen.

 

Prof. apl. Dr. Johannes Rehm
Pfarrer, Leiter KDA Bayern

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Telefon: 0911 43100-228
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