Die Texte aus dem Buch 7×7 Morgenbriefing für Führungskräfte ermöglichen das Nachdenken über ein gängiges, mal außergewöhnliches Wort. Sie durchkreuzen das tägliche Handeln und wirken als Anregung für Geist und Seele. Die Autorinnen und Autoren gehören weitestgehend zum Evangelischen Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie arbeiten in den entsprechenden landeskirchlichen Fachabteilungen im Bereich der Führungskräftearbeit und des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt.

Digital

Es gibt so viele Arten von Sprache in der Welt und nichts ist ohne Sprache.
1. Korinther 14,10

Der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz legte den Grund: Die Buchstaben aller Alphabete und alle Zahlen lassen sich in Kolonnen von Einsen und Nullen übersetzen. Damit sind alle Texte, Formeln, Tabellen, Bilder, alle Zeichen, mit denen wir kommunizieren, in die binäre Zeichensprache von null und eins übersetzbar – global, mobil, in Echtzeit.

Dadurch stellen sich ethische Fragen: Welche Wirklichkeiten nehme ich durch digitale Sensorik auf? Zählt nur das, was zählbar ist? Wie lässt sich erfassen, was kein solcher Sensor misst? In Algorithmen stecken die unternehmerischen Werte, Ziele und Strategien: Wo will ich hin, was brauche ich dazu, wie verarbeite ich das, was ich weiß? Die Ergebnisse digitaler Datenverarbeitung haben unterschiedliche Folgen, je nachdem, in welchen Kontext man die Daten entlässt. Wirkt solche Technologie konstruktiv oder destruktiv? Wer gewinnt, wer verliert?

Besonders sensibel: zwischenmenschliche Kommunikation digital. digitalis – lateinisch, „Finger”. Heute meist in Gestalt des Daumens: Daumen hoch oder runter, tertium non datur. Am Ende einer ausführlichen Debatte über ein komplexes Problem mag die Daumenfrage angemessen sein. Vorher wäre dies eine unstatthafte Vereinfachung der Lage. Wenn entschieden werden muss, ob ein Bewerber eingestestellt werden soll oder nicht, kann es nur digital zugehen: ja oder nein, einstellen oder nicht. Im vorangehenden Gespräch gilt es viel wahrzunehmen, was zwischen den Zeilen steht, zwischen null und eins. Denn Leben ist komplex. Gott sei Dank. Die Bibel spricht von „Fülle des Lebens”. Die Fülle ist immer analog – Digitales gehört dazu und noch viel mehr. Die Kunst ist, dafür Sprache zu finden.

Autor: Ralph Charbonnier

Sie möchten mit dem Autor in Kontakt treten? Schreiben Sie uns: a.haubrich@kwa-ekd.de