Die Texte aus dem Buch 7×7 Morgenbriefing für Führungskräfte ermöglichen das Nachdenken über ein gängiges, mal außergewöhnliches Wort. Sie durchkreuzen das tägliche Handeln und wirken als Anregung für Geist und Seele. Die Autorinnen und Autoren gehören weitestgehend zum Evangelischen Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie arbeiten in den entsprechenden landeskirchlichen Fachabteilungen im Bereich der Führungskräftearbeit und des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt.

Familie

Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert.
Matthäus 10.37

Was ist Ihre Berufung? Familie oder Beruf oder beides? Im Neuen Testament trifft Jesus ambivalente Aussagen mit Blick auf die Familie. Er fordert einerseits zur Nachfolge auf. „Und er sprach zu ihnen: Kommt, folgt mich nach!” (Matthäus 4,19), Simon und Petrus verließen sogleich ihre Familien und folgten ihrer Berufung. Gleichzeitig weist er in einem anderen Zusammenhang darauf hin, dass sich aus dem Folgen einer Berufung Zerwürfnisse in der Familie ergeben können (Matthäus 10, 35-37). Dieses Spannungsfeld zwischen Berufung und Familie kennen viele, auch wenn die Berufung in der Regel nicht geistlicher Natur ist, sondern der Beruf als Berufung verstanden wird.

Gerade wenn man beruflich stark gefordert ist, besteht das Risiko, dass die Familie aus dem Blick gerät. Für die meisten ist jedoch das familiäre Miteinander ein wunderbarer Ausgleich zu den täglichen Herausforderungen, die das Arbeitsleben mit sich bringt. Beim Abendessen sind andere Themen oben auf als bei Meetings im Büro. So werden etwa Ergebnisse der letzten Klausur analysiert oder der Streit zwischen Geschwistern geschlichtet. Gemeinsam werden Visionen für gelingendes Leben entwickelt, und es ist schön, wenn jemand in die Arme läuft, sobald die Haustür aufgeht. Wer Beruf und Familie unter einen Hut bekommt, wird nicht so schnell von einer Seite völlig vereinnahmt. Das schafft innere Freiräume, die sowohl dem eigenen Beruf als auch der Familie dienen.

„Ich liebe meinen Beruf und ich liebe meine Familie und manchmal zerreißt es mich.” So habe ich es von einem jungen Schreinermeister gehört, der gerade den Betrieb von seinen Eltern übernommen hat. „Manchmal muss ich die Spannung aushalten, nicht allen Familienmitgliedern gerecht zu werden, da geht es halt nicht anders. Und es tut uns als Familie gut, wenn es Zeiten gibt, an denen nicht telefoniert und keine Mail bearbeitet wird. Am Freitag schalte ich den Computer aus und erst am Montag wieder an.”

Autor: Stefan Helm

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