Die Texte aus dem Buch 7×7 Morgenbriefing für Führungskräfte ermöglichen das Nachdenken über ein gängiges, mal außergewöhnliches Wort. Sie durchkreuzen das tägliche Handeln und wirken als Anregung für Geist und Seele. Die Autorinnen und Autoren gehören weitestgehend zum Evangelischen Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie arbeiten in den entsprechenden landeskirchlichen Fachabteilungen im Bereich der Führungskräftearbeit und des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt.

Kränkung

Befiehl du deine Wege und was
dein Herze kränkt der allerneusten Pflege
des, der den Himmel lenkt.
Paul Gerhardt

Ich fühle mich richtig krank.
Habe kein Fieber und doch:
bleierne Schwere, etwas fließt in meinen Adern,
was nicht gut ist.
Worte, die ich nicht verstehe.
Eine Haltung, die mir nicht einleuchtet.
Aktionen, Handlungen,
die an mir vorbeigegangen sind,
Ich fühle mich unverstanden und nicht gesehen.

Das schlägt mir auf den Magen.
Der Kopf brummt, Gedanken kreisen.
Das Leben schmeckt bitter.
Ich bin gekränkt – fühle mich krank.

Was kann ich tun? An wen mich wenden? Und wie?
Klagen? Mich aufbäumen?
Kämpfen – gegen Windmühlen?
Wer wird mich hören?

Nach einer ganzen Weile spüre ich einen Hauch
von Distanz und Gelassenheit.
Ich entscheide mich, kein Opfer zu sein.
Erinnere mich meiner Kompetenzen und Werte.
Langsam löst sich der bittere Geschmack.
Es wird (Aus-) Wege geben, auch wenn ich sie jetzt
noch nicht sehe.

Ein altes Kirchenlied kommt mir in den Sinn:
Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt
der allerneusten Pflege des, der den Himmel lenkt.
Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege,
Lauf und Bahn,
der wird auch Wege finden, da Dein Fuß gehen kann.

Es ist einer da, der die große Übersicht hat.
Der mich sieht.
Der Wege findet.
Einer, der frischen Wind
und neuen Atem in mein Leben bringt,
der mich ermutigt, zu mir zu stehen
und der mich stärkt,
so dass ich ein nächstes Mal besser gewappnet bin.
Einer, der mir hilft zu verstehen
und nach und nach Worte zu finden für das,
was mich so getroffen hat.
Und, wenn es dran ist, auf die anderen zuzugehen
und anzusprechen, was mich kränkt.

Autorin: Ute Göpel

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