Die Texte aus dem Buch 7×7 Morgenbriefing für Führungskräfte ermöglichen das Nachdenken über ein gängiges, mal außergewöhnliches Wort. Sie durchkreuzen das tägliche Handeln und wirken als Anregung für Geist und Seele. Die Autorinnen und Autoren gehören weitestgehend zum Evangelischen Verband Kirche-Wirtschaft-Arbeitswelt in der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie arbeiten in den entsprechenden landeskirchlichen Fachabteilungen im Bereich der Führungskräftearbeit und des Kirchlichen Dienstes in der Arbeitswelt.

 

Ohnmächtig

Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig.
2. Korinther 12,9

Ohnmächtig. Machtlos. Nichts mehr machen können. Über das Gefühl der Ohnmacht redet niemand gern. Die Macher und Macherinnen auf den Führungsetagen schon gar nicht. Denn es kommt nicht gut, Schwäche zu zeigen. Die Realität ist: Es gibt sie, die Krisen mitten im Leben. Zeiten, wo wir nicht alles im Griff haben. Weder die Arbeit noch die Gesundheit. Wo wir uns eben noch im Vollbesitz unserer Handlungsfähigkeiten glaubten, tauchen wie aus dem Nichts Begrenzungen auf. Sie kontrollieren uns mit den Schattenseiten des Lebens. Auch mit unseren Lebensängsten und ja, mit unserer Endlichkeit. Auf einmal erleben wir uns ohnmächtig, sind nicht mehr in der Lage, da von allein wieder herauszufinden.

Wir brauchen unseren Ohnmachtsgefühlen nicht auszuweichen. Das sagt sich leicht und ist doch schwere Arbeit. Sich seiner Angst und seiner Verzweiflung zu stellen, erfordert Mut und noch mehr Demut. Doch nur so gelingt das Eingeständnis: Ich schaffe es nicht allein! In der christlichen Spiritualität beginnt der Weg der Selbstvergewisserung mit der Demut. Sie weiß: An den Tiefpunkten unseres Lebens, wo unsere eigenen Kraftquellen im wahrsten Sinn des Wortes erschöpft sind, wartet Gott. Wenn wir das akzeptieren, dann können Zeiten der Krise auch zu Zeiten der Gotteserfahrung werden. Das ist ja das Paradoxe: Wenn ich es nicht mehr schaffe – so glauben wir Christen –, schafft er es, mich wieder stark zu machen. Ich muss nur einwilligen. Mehr nicht.

Autor: Thomas Löffler