ABC der Arbeitszeitverkürzung

Arbeitszeitverkürzung ist zentraler Baustein einer Just Transition

Just Transition ist die sozial gerechte Umsetzung der großen Transformation der Wirtschaft, die die Bekämpfung des Klimawandels und der flächendeckende Einsatz künstlicher Intelligenz erfordern. Die Dekarbonisierung der Produktion, die Umstellung von kohlenstoffbasierten auf CO2-neutrale Rohstoffe und Energiequellen sowie die Digitalisierung machen hunderttausende Arbeitsplätze überflüssig.

Allein in der Automobilindustrie könnten durch die Umstellung von Verbrenner- auf Elektromotoren 140.000 Arbeitsplätze bis 2035 wegfallen (tagesschau 29.10.2024). Künstliche Intelligenz wird standardisierbare Arbeitsprozesse in Produktion und Verwaltung, bei Handel, Banken und Versicherungen bis hin zu Beratungsprozessen in großem Umfang ersetzen.

Damit das nicht in eine gigantische technologische Arbeitslosigkeit mündet, bedarf es des Auf- und Ausbaus klimafreundlicher Jobs bei erneuerbaren Energien, Klimatechnologien, sozialen und Gesundheitsdienstleistungen sowie der Konversion von klimaschädlichen Produkten wie individuellen Pkw hin zu klimafreundlichen Produkten wie Bussen und Bahnen für den öffentlichen Nah- und Fernverkehr, flankiert von großen Umschulungsprogrammen. Da die so entstehenden Jobs die wegfallenden aber nicht annähernd ersetzen können, bedarf es zusätzlich einer flächendeckenden beschäftigungssichernden Umverteilung der verbleibenden Arbeit durch weitgehende Arbeitszeitverkürzung für alle Beschäftigten.

Der berühmte Ökonom John Maynard Keynes hat schon 1930 für das Jahr 2030 eine 15-Stunden-Woche prognostiziert (Wirtschaftliche Möglichkeiten für unsere Enkel, Reclam 2024). Eine 28-Stunden-Woche, wie bei VW 1994 erfolgreich für die Erhaltung von 32.000 Arbeitsplätzen umgesetzt und jetzt als Antwort auf den von VW angedrohten Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen neu ins Gespräch gebracht (IG Metall-Vorsitzende Christiane Benner in tagesschau 5.9.2024), wäre ein erster Schritt in diese Richtung. Notwendigkeit und Machbarkeit einer 28-Stunden-Woche zeigt das Dossier „Arbeitszeitverkürzung. Transformativ. Solidarisch. Machbar“ als Baustein für Klimagerechtigkeit von N. Treu/KNÖ (in M. Steinrücke/B. Zimpelmann (Hrsg.): Weniger Arbeiten, mehr Leben, VSA 2024).

Ohne einschneidende Arbeitszeitverkürzung zur Beschäftigungssicherung ist eine Just Transition nicht zu haben.